Kinder, die anscheinend "Verstecken" spielen und dafür einen geeigneten Platz suchen, an dem sie nicht gefunden werden können. So beginnt der Fernsehspot der diesjährigen Kinderkampagne der Caritas. Doch im Spot wird schnell klar: Die Kinder suchen keinen Platz zum Verstecken, sondern in Ermangelung eines Zuhauses Schutz vor dem nahenden Regen. Sie sind - wie tausende andere Kinder in Osteuropa - auf sich alleine gestellt. Und brauchen Unterstützung.

Den Spot der Caritas-Kinderkampagne zum Nachsehen finden Sie hier

Ohne Wasser und  ohne Heizung. Draußen hat es zehn Grad Minus, drinnen ist es kaum wärmer. So "leben" rund 18 Millionen Kinder in Osteuropa und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Extreme Armut bestimmt den Alltag. Jedes vierte Kind in der Region lebt in einem Haushalt mit einem täglichen Einkommen unter 2,15 USD. Viele Kinder haben keinen Zugang zu Wasser, Bildung oder ausgewogener Ernährung.

"Ob in der Ukraine, in Albanien, Weißrussland, Rumänien oder eben in der Republik Moldau: Überall auf der Welt gibt es Kinder, die völlig auf sich allein gestellt sind, überall müssen Kinder in entsetzlichen Verhältnissen leben. Diese Kinder brauchen dringend unsere Unterstützung", erklärt Caritas-Präsident Franz Küberl. Die Schicksale der Kinder sind meist die gleichen. Nehmen wir als Beispielland Moldau, welches laut Human Development Index des UNDP das ärsmte Land Europas ist.

Sozialweisen - von den Eltern allein gelassen
Hier ist jedes fünfte Kind von der Auswanderung mindestens eines Elternteiles betroffen. "Als einzigen Ausweg aus der bitteren Armut und als letzte Chance für ihre Kinder sehen viele Mütter nur noch die illegale Einreise in die EU. Tausende "Sozialwaisen" bleiben alleine zurück, wenn zum Beispiel die Mütter nicht mehr zurückkommen oder der Vater stirbt", erkärt Ed Moschitz. Er ist ORF-Regisseur und hat für seinen Film "Mama Illegal" sieben Jahre lang drei Frauen aus einem kleinen Dorf in der Republik Moldau, die in Österreich illegal lebten und arbeiteten, mit der Kamera begleitet.Viele der Elternteile versuchen sich als Putzfra oder Hilfsarbeiter am Bau in Italien, Russland oder sonst irgendwo eine Existenz aufzubauen um eines Tages vielleicht auch wieder ihre Kinder unterstützen zu können.

Hohe Suizidrate bei Kindern
Die Wirklichkeit sieht oftmals anders aus: "Wir dürfen uns da nichts vormachen - diese Form der Arbeitsmigration zerstört Familien, das kann ich nach sieben Jahren Beschäftigung mit dem Thema sicher sagen. Die Kinder leiden zu Hause entsetzlich darunter, dass ihre Mütter weggegangen sind und wenn sie zurückkommen, sind sie einander fremd geworden", zeigt Moschitz das Dilemma auf. Den Sozialweisen bleiben oftmals nur mehr zwei Optionen: das Krisen- und Tageszentrum "Petrushka" oder der Suizid.  Die Suizidrate unter den Kindern ist erheblich gestiegen, erzählt Küberl, der für einen Lokalaugenschein nach Moldau reiste.

Hilfe im Krisen- und Tageszentrum
Im Krisen- und Tageszentrum für Kinder, "Petrushka", in der Transnistrischen Moldauischen Republik, finden alleingelassene Kinder Unterschlupf. Hier bekommen sie zu essen, haben Ansprache, Hilfe bei Hausaufgaben. Somit werden Kinder dabei unterstützt, einen Schulabschluss zu machen. Dieses Projekt wird von der Agentur der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit "ADA" mitfinanziert. "Kinder sind von Armut, Hunger, Kälte und Obdachlosigkeit immer besonders stark betroffen. Und sie sind solchen Einflüssen fast schutzlos ausgeliefert: Kinder können sich nicht gegen Gewalt wehren. Sie werden bei Unterernährung rascher krank. Sie können kaum etwas gegen ihre Notsituation unternehmen. Damit brauchen Kinder unseren Schutz und ganz spezielle Hilfe", so Küberl.

"Der Bedarf ist freilich viel höher als die maximal 70 Plätze im 'Petrushka'. Staatliche Sozialleistungen gibt es hier keine, zur allgegenwärtigen Armut und Wohnungsnot kommen mangelnde medizinische Versorgung und Alkoholismus als weit verbreitetes innerfamiliäres Problem hinzu", wissen Otilia Sirbu und Natalia Rabei von der Caritas Moldau. 

So sieht es in Moldau aus
Der Zerfall der Sowjetunion, der Unabhängigkeit Moldawiens und der darauffolgenden Bürgerkrieg haben dem Land und seinen BewohnerInnen schwer zugesetzt und zu einer wirtschaftlichen Notsituation geführt. Heute lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Eine hohe Sterblichkeitsrate, der erschwerte Zugang zum Bildungs- und Gesundheitswesen sowie mangelnde Perspektiven für junge Menschen haben zu einer enorm hohen Abwanderung geführt. Auf der Suche nach einem besseren Leben werden diese Menschen immer wieder zu Opfern von skrupellosen Schleppern und von Menschenhandel.

"Es ist hier teils das Versagen der politischen Klasse, die nur auf sich selbst schaut, und teils das Nicht-wahrhaben-wollen von außen. Wir in der westlichen Welt müssen uns abgewöhnen, jene, die auf der Suche nach Leben sind, abzuwerten", so Küberl. Ein Schritt in die richtige Richtung ist die Kinderkampagne der Caritas. (red/kathpress/caritas)

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Kennwort: Kinderkampagne