Dass viele Menschen von Armut betroffen sind, weiß man irgendwie, auch wenn es einen (glücklicherweise) meist nicht unmittelbar selbst betrifft. Dass aber jeder vierte Europäer von Armut bedroht ist, ist doch mehr als man erwarten würde. In Zahlen sind das im Jahr 2013 fast 123 Millionen EU-Bürger. Diese schockierenden Daten fördert nun der Krisen-Report 2015 der Caritas Europa zutage.

Die gute Nachricht vorweg: Die Armuts-Zahlen sind  gegenüber 2012 leicht gesunken. Die schlechte: Die materielle Situation hat sich für Millionen Menschen seit Ausbruch der Finanz- und Währungskrise 2008 aber dramatisch verschlechtert.

Fast jeder zehnte lebt in absoluter Armut
Am stärksten betroffen von Armut und sozialer Ausgrenzung waren 2013 die Menschen in Rumänien (40,4 Prozent) und Griechenland (35,1 Prozent). Für die deutschsprachigen EU-Länder gibt der Bericht nur die Zahlen im Bereich des reinen Armutsrisikos an. Demnach liegen Deutschland (16,1 Prozent) und Österreich (14,4 Prozent) nahe am EU-Durchschnitt von 16,7 Prozent. Fast jeder zehnte Europäer lebte laut Bericht sogar in absoluter Armut.
 
Armut bei Kindern
Zugenommen hat demnach bis 2013 auch die Armut von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Hierbei lagen wiederum Rumänien mit rund 32 Prozent und Griechenland mit knapp 29 Prozent an der Spitze (Deutschland 14,7; Österreich 18,6; EU 20,3). In insgesamt 14 EU-Staaten stieg dem Report zufolge zwischen 2012 und 2013 die Armutsrate unter Kindern und Jugendlichen. Als Hauptursache für die Armutsentwicklung auf dem Kontinent bezeichnet der Bericht die hohe Arbeitslosigkeit, besonders unter Jugendlichen, wobei Griechenland, Spanien, Portugal und Italien zu den am schwersten betroffenen Ländern zählten.

Inklusive Maßnahmen
Caritas Europa beklagte eine unzureichende Beschäftigungspolitik. Europaweit rangiere das Streben nach ökonomischem Wachstum vor dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Erforderlich seien "inklusive Maßnahmen", die möglichst vielen Menschen einen ausreichend bezahlten Arbeitsplatz sicherten. (apa/red)

Den 96-seitigen  "Crisis Report 2015" der Caritas finden Sie hier  auf Englisch zum Nachlesen