18 Jahre lang war Franz Küberl die „Stimme der Notleidenden in Österreich und weit darüber hinaus" - wie ihn Kardinal Christoph Schönborn anlässlich seines 60. Geburtstags bezeichnete. Nun hat er seinen Rücktritt eingereicht. Es sei Zeit, einen "Zwischenstrich zu ziehen" und die Verantwortung zu übergeben, erklärte Küberl. Die Wahl seines Nachfolgers erfolgt am 13. November.

Lange war er quasi "das Gesicht" der Caritas Österreich, die „Stimme der Notleidenden in Österreich und weit darüber hinaus", wie es Kardinal Christoph Schönborn anlässlich Küberls 60. Geburstag im Frühjahr dieses Jahres bezeichnete. Nun, nach 18 Jahren als Chef der größten Hilfsorganisation Österreichs, hat Franz Küberl seinen Rücktritt eingereicht.

Zwischenstrich ziehen
Seit 1995 stand der 60-jährige Steirer an der Spitze der Caritas und war der erste Laie in dieser Funktion. Nun sei es Zeit, einen "Zwischenstrich zu ziehen" und die Verantwortung zu übergeben, erklärte Küberl. Eine Empfehlung, wer ihm nachfolgen soll, wollte er nicht abgeben. "Es gibt eine Reihe von guten Leuten", die Direktorenkonferenz der Caritas werde darüber beraten. Fest steht lediglich, dass die Wahl seines Nachfolgers am 13. November erfolgt.

Homo politicus
Der Caritas-Chef sei sowohl einer, der ein Gespür für die konkrete Situation des Einzelnen habe, als auch ein „homo politicus“, der in der Öffentlichkeit „auf den Punkt bringt, was die Menschen bewegt“. Als solcher sei Küberl beharrlich und mit einem Herzen ausgestattet, das sich immer wieder in „guter Kondition“ zeige. „Und er kann im guten Sinn auch nerven“, erklärte Bischof Manfred Scheuer. 

Nicht nur beliebt
Freilich habe sich die Caritas nicht nur beliebt gemacht, sondern in manchen Fragen auch „unendlich viel Reibung in die Gesellschaft gebracht“, so Küberl mit Hinweis auf Beispiele wie Flüchtlingspolitik oder Armut. Vielen Menschen sei die „unangenehme Botschaft“ übermittelt worden, „dass es keinen ungestörten Fruchtgenuss des Reichtums gibt“. Die Caritas sei immer wieder als eine „schönere Tochter der Kirche“ gesehen worden - gerade auch in der Zeit, als die Ära Kardinal Königs „vernadert“ wurde und der Katholizismus in Österreich durch Ansehensverlust einen „viel zu hohen Preis“ bezahlen musste: Das erklärte Caritas-Präsident Küberl selbst anlässlich seines 60. Geburtstags.

„Auch Hadern mit dem Herrgott“
Er sehe sich als Katholik wie jeder andere auch, so der scheidende Caritas-Präsident: „Der Versuch, ein gläubiger Mensch zu sein, ist eine lebenslange Suche, eine Strapaze, die - das ist mir gerade in der Caritas bewusst geworden - auch zum Hadern mit dem Herrgott führen kann“, angesichts des vielen unbewältigbar erscheinenden Leids.

Ärmel aufkrempeln
Gegen jede Jenseitsvertröstung halte Küberl an dem Wunsch fest, „dass es für die Menschen auf dieser Welt eine Dimension der Hoffnung in handfester Form gibt“, und dass sich Menschen nicht „als Prügelknaben dieser Welt vorkommen“ müssten. Letztlich bleibt nach den Worten des Ex-Caritas-Chefs „nichts anderes übrig, als die Ärmel aufzukrempeln und zu versuchen, die Lage zu verbessern - selbst wenn man nur ein paar Millimeter weiterkommt“.

Franz Küberl
Küberl wurde 1953 in Graz geboren. Nach dem Pflichtschulabschluss besuchte er die Handelsschule. Seine berufliche Laufbahn begann er als Diözesansekretär der Katholischen Arbeiterjugend der Steiermark. 1976 wurde Küberl Bundessekretär der Katholischen Jugend Österreichs. In dieser Funktion war er von 1978-82 Obmann des Österreichischen Bundesjugendringes.

1982 kam Franz Küberl als Referent im Katholischen Bildungswerk zurück nach Graz. Von 1986 bis 1993 bekleidete er die Funktion des Generalsekretärs der Katholischen Aktion Steiermark. 1994 wurde Franz Küberl von Bischof Johann Weber zum Direktor der Caritas der Diözese Graz-Seckau bestellt. Seit 1995 ist er gleichzeitig Präsident der Caritas Österreich. Franz Küberl lebt in Graz. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. (red/religion.orf.at)