Deutlicher könnten die unterschiedlichen Positionen nicht sein: Außenminister Sebastian Kurz will Flüchtlinge auf dem Meer abfangen und dann zurückschicken oder internieren. Caritas-Präsident Michael Landau spricht sich für die Migration aus - v.a. auch deshalb, weil es illusorisch sei zu glauben, dass "Menschen, die vor Bomben fliehen, sich von Zäunen aufhalten lassen".

Mit deutlichen Worten ließ Außenminister Sebastian Kurz am Wochenende aufhorchen. Er wolle die illegalen Migrationsrouten nach Europa stoppen. Kurz wörtlich: "Wer illegal versucht, nach Europa durchzukommen, soll seinen Anspruch auf Asyl in Europa verwirken. Zweitens müssen wir sicherstellen, dass die Rettung aus Seenot nicht mit einem Ticket nach Mitteleuropa verbunden ist. Drittens müssen wir bedeutend mehr Hilfe vor Ort leisten und gleichzeitig die freiwillige Aufnahme der Ärmsten der Armen durch Resettlement-Programme forcieren". Australien ist ein mögliches Vorbild, insbesondere weil auf dem Weg nach Australien mittlerweile keine Flüchtlinge mehr ertrinken und viele legal ins Land gebracht werden. Natürlich sei  die Unterbringung in Australien in Ordnung, aber  Europa sollte diesbezüglich “wesentlich besser und menschlicher sein”.

Abschottung unmöglich

Vorschläge, die nicht von allen mit Begeisterung aufgenommen werden. "Abschotten mag im Moment eine scheinbare Entlastung mit sich bringen, aber es ist vollkommen illusorisch zu glauben, dass Menschen, die vor Bomben fliehen, sich von Zäunen aufhalten lassen. Es wird kein Weg an europäischen und weltweiten Lösungen vorbeiführen", erklärt Caritas-Präsident Michael Landau.

Wer auf Österreich achten will, muss heute auf die ganze Welt achten.

Die Ursachen, warum sich Menschen auf den Weg machen seien sehr vielfältig. Maßnahmen im Bereich der jüngst von der Regierung aufgewerteten Entwicklungszusammenarbeit leisteten einen Beitrag, damit Menschen in Herkunftsländern eine Lebensperspektive finden. "Zu sagen, wir stoppen Migration damit, ist allerdings weder richtig noch sinnvoll", meinte Landau. "Wer auf Österreich achten will, muss heute auf die ganze Welt achten." Syrien liege heute "im Vorgarten", die Ukraine in der Nachbarschaft, und auch das von einer Hungerkatastrophe bedrohte Äthiopien befinde sich im Blickhorizont. "Dieses Leid geht uns etwas an und hat mit unserer Lebensrealität zu tun", betonte Landau. "Wohlstandsinseln in einem Meer von Armut sind nicht auf Dauer stabil."

Die vergangenen Monate in Österreich waren nach der Wahrnehmung des Caritas-Chefs "nicht nur eine Ruhmesphase der Politik". Er würde sich "schon deutlicher die Botschaft erwarten, dass sich globale Krisen wie Klimawandel, Hunger und Ungerechtigkeit nicht an Grenzen halten". (red/kathpress)