Das dachte sich Joachim Breuss eines Tages. Der Freiwilligenkoordinator der Caritas hat selbst einen grünen Daumen. Und eine große Idee für einen verwachsenen Ort:

Alles im grünen Bereich?

Es ist ein sonniger Tag, als wir von Bludenz zu dem großen Anwesen „Maria Rast“ in Schruns fahren. Dass das weitläufige Areal mit dem großen Haus früher als Reha-Zentrum genutzt worden war, daran erinnern auch heute noch die tief in Gestrüpp gebetteten Brunnen, Spazierwege und kleinen Ruhehütten im dichten Wald rundherum. Es ist ein schöner Ort, mit viel Potenzial.

Heute leben in dem, von der Caritas angemieteten Haus um die vierzig Flüchtlinge aus verschiedensten Teilen der Welt. Beschäftigung zu finden ist für diese aber schwer, denn während man auf einen Bescheid warten muss, kann man neben Deutschkursen schon rein gesetzlich nicht sehr viel mehr tun als eben das: Warten.

Eine neue Idee

"Eine Beschäftigung zu haben, ist sehr wichtig für den Menschen, es tut Kopf und Herz gut", so Breuss. Er ist selbst Teil eines Gemeinschaftsgartens und genießt die Momente der Ruhe dort. Und genau in einem solchen Moment kam ihm eine Idee. Und zwar eine, von der gleich mehrer Seiten profitieren können. "Wie man sehen kann ist das Gelände sehr großzügig, aber verwachsen. Direkt unter dem Haus, an einer Steinmauer haben wir die Spuren eines alten Gemüsebeets gefunden. Die Idee war nun, den Garten mit Freiwilligen und Flüchtlingen zusammen wieder auszugraben und wiederzubeleben. Einige unserer Männer und Frauen bringen Kenntnisse im Anbau- und Gärtnereibereich mit. Andere haben vielleicht noch keinen grünen Daumen, aber zumindest Interesse an der Idee. Dazu kommen dann noch eine handvoll Freiwillige, darunter ein Helfer aus dem Obst- und Gartenbaubereich und eine Landschaftsarchitektin"

Am Anfang war das Unkraut

Begonnen wurde dann damit, die von Unkraut überzogenen Gartenbeete gemeinsam wieder freizulegen. Die dafür benötigten Gerätschaften wurden großzügigerweise gespendet, auch Pflanzen und Samen wurden bereitgestellt. "Der Grundgedanke am Anfang war, dass wir zuusammen diesen Gemeinschaftsgarten anlegen und sich jeder einfach nach Lust und Laune beteiligen kann", erinnert sich Breuss. "Wir würden uns einfach jeden Mittwochabend treffen, Flüchtinge, sowie Freiwillige, und gemeinsam an dem Garten arbeiten."

Die Fenchel-Problematik

"Bei manchen Dingen ist man allerdings immer im Nachhinein erst schlauer", lacht der Freiwilligenkoordinator über die sogenannte Fenchel-Problematik: "Wir haben zum Beispiel nicht bedacht, dass die Flüchtlinge zum Teil andere Dinge anbauen wollen, als wir es hier tun. Ohne groß nachzudenken, haben wir zum Beispiel Fenchel angebaut, nur um danach festzustellen, dass die Flüchtlinge diese Pflanze weder kennen, noch gerne essen möchten." Auch dass nicht immer gleich viele Flüchtlinge zu den Treffen erscheinen, kann Breuss nachvollziehen: "Es ist eigentlich ganz verständlich. Einen Garten schafft man sich auch bei uns meist erst dann an, wenn man auch ein Zuhause hat", erzählt Breuss. "Und genau das ist es, was den Frauen und Männern im Moment fehlt. Einen Garten liebevoll zu pflegen, nur um dann doch wegziehen zu müssen, ist eben auch eine Problematik, deren Hintergrund ich verstehe."

Ein Ort der Begegnung

Mit dem Garten ist es noch längst nicht vorbei. "Wir haben die Idee, die anfänglichen Gemeinschaftsbeete nun interessierten Personen zuzuteilen, damit jene mit besonderem Interesse auch einen Gartenteil nur für sich haben können. Auch besteht die Möglichkeit, die Öffentlichkeit einzuladen, ganz ungezwungen auch bei uns mitzugärtnern. Das wäre auch eine tolle Möglichkeit des Austauschs." Ein Projekt, das hoffentlich weiterwachsen wird. Und eine ausgezeichnete Möglichkeit, ganz unverfänglich mit seinem Gegenüber ins Gespräch zu kommen:

"Was baust denn du da an?"
"Fenchel, und du?"