Die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Hospiz am See vergangenen Woche brachten zum Ausdruck, dass Vorarlberg auf einem guten Weg ist. Ein Weg, der dem Sterben Raum und Zeit, Zuwendung und Unterstützung - und damit Würde gibt.

Patricia Begle

„Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug.“ Mit diesem Zitat von Hilde Domin eröffnete Karl Bitschnau, Leiter von Hospiz Vorarlberg, vergangenen Freitag den Festakt. Rund 120 Frauen und Männer trafen sich hierfür in der Aula Bernardi. Bitschnau verband mit dem Zitat den Wunsch, dass „die Gäste im Hospiz diese Erfahrung machen: dass, wenn nichts mehr trägt, es dennoch Halt gibt.“ Bitschnau bedankte sich bei allen, die an der Entstehung des Hospizes beteiligt waren - von den Spender/innen über Architekten und Handwerker bis zu den politisch Verantwortlichen.

Kultur des Miteinanders. Auf die Haltung, die hinter diesem Haus steht, machte Caritasdirektor Walter Schmolly aufmerksam. „Dass Sterben ein ganz wesentlicher Teil des Lebens ist - diese Haltung ist unter heutigen Bedingungen nicht selbstverständlich“, so Schmolly. „Bei uns im Land gibt es ganz viele Menschen, die diese Haltung mittragen.“ Insofern ist das Hospiz „Ausdruck und Ermutigung für eine Kultur des Miteinanders.“ Drei Mentoren nannte Schmolly in seiner Rede, die treibende Kräfte für das Hospiz am See waren: Karl Bitschnau, Elmar Simma und Peter Klinger.

Vorbildwirkung. „Etwa zehnmal ist Peter Klinger bei mir aus- und eingegangen und achtmal habe ich ‚Nein‘ gesagt.“ So beschrieb Landeshauptmann Markus Wallner den langen Prozess, der der Errichtung des Hospizes voranging. Heute bedankte er sich bei allen Beteiligten - den Ehrenamtlichen, Hospiz-Teams, Spender/innen - für das Engagement. „Ihr leistet großartige Arbeit!“ Dass eine solche Einrichtung keine Selbstverständlichkeit ist, davon sprach Waltraud Klasnic, Präsidentin des Dachverbandes von Hospiz Österreich. „Ihr seid ein Vorbild“, erklärte sie. Klasnic verwies auf das Engagement von Karl Bitschnau, der „an Lösungen glaubt, auch wenn keine in Sicht sind“ und sich stets für die Hospiz-Arbeit auf allen Ebenen einsetzt. So bieten heute über hundert Pflegeheime in Österreich bereits Palliative Care an.

Großes Ja. Auch von kirchlicher Seite kamen Glückwünsche zur Errichtung des Hospizes. Abt Anselm van der Linde stellte gute Nachbarschaft in Aussicht: „Wir sind für euch da.“
Bischof Benno Elbs bezeichnete das Hospiz als „Anders-Ort“. Der Begriff des französischen Philosophen Michel Foucault beschreibt Orte, die ein Gegengewicht zum gesellschaftlichen Mainstream bilden. Für Elbs beinhaltet die Einrichtung ein großes Ja: zur bedingungslosen Würde des Menschen, zur Zerbrechlichkeit des Lebens und zur Hoffnung, dass das Leben in Gottes Hand geborgen ist.
Ausklang fand der Festakt in einem Musikstück der Formation „Messis-Cello-Group“ - die Jugendlichen umrahmten den Festakt unter der Leitung von Evelyn Mennel-Fink mit sehr originellen Werken - von beschwingt bis melancholisch.

Heiliger Boden. Nach den Feierlichkeiten im Kloster Mehrerau zogen die Gäste zum Hospiz hinüber. Bischof Benno segnete die Räumlichkeiten und besuchte gemeinsam mit Generalvikar Rudolf Bischof und Klaus Gasser, dem medizinischen Leiter, die ersten vier Gäste des Hauses. Sie freuten sich über den ungewöhnlichen Besuch, über den bischöflichen Segen und das Kreuz, das ihnen Bischof Benno schenkte. Insgesamt bietet das Hospiz im zweiten Stockwerk Platz für zehn Gäste. Sie werden fachlich bestens betreut - auf medizinischer, sozialer und seelsorglicher Ebene. Im dritten Stock finden sich Räumlichkeiten für die Leitung sowie für drei regionale Hospizteams und das Hospizteam für Kinder und Jugendliche (HOKI). Die Kapelle wurde von Generalvikar Rudolf Bischof gesegnet. Ihre schlichte Form strahlt Ruhe aus, die religiösen Symbole sind sehr offen gehalten, so dass unterschiedliche Religionen bzw. Konfessionen hier beten können.
„Hier ist heiliger Boden“, erklärte Pfr. Elmar Simma und zog seine Schuhe aus. Mit dieser eindrücklichen Geste erinnerte er an die Erfahrung Mose - an den brennenden Dornbusch und die Verheißung: Ich bin da.