Nachbarschaftshilfe ist den meisten Menschen ein Begriff. Und zwar ein positiver. Über zwei Jahrzehnte war das Angebot der Caritas Vorarlberg ein Garant dafür, dass AsylwerberInnen kleine nachbarschaftliche Dienste übernehmen können, während sie auf den Asylbescheid warten. Nicht das Geld, sondern die Beschäftigung und die Begegnung mit Einheimischen stand dabei im Vordergrund. Aufgrund eines "Konflikts mit den rechtlichen Rahmenbedingungen" muss die private Nachbarschaftshilfe ab sofort eingestellt werden.

Es ist ein Dilemma: Menschen, die aus ihrem Land geflüchtet sind und nun in Österreich auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten, dürfen keiner regulären Arbeit nachgehen. Mit dem erzwungenen "Nichtstun"  muss man aber erst umgehen können  - Depressionen und Lethargie waren oft die Folgen. Über zwei Jahrzehnte gab die Nachbarschaftshilfe der Caritas diesen Menschen die Möglichkeit einer sinnvollen Tätigkeit, nun muss die private Nachbarschaftshilfe ab sofort eingestellt werden.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen

Das Sozialministerium sehe "dieses Modell im Konflikt mit den rechtlichen Rahmenbedingungen", verkündet die Caritas die schlechte Nachricht. Immerhin: Gemeinnützige Tätigkeiten bei Gemeinden sind für Asylwerberinnen und Asylwerber weiterhin möglich. Das Projekt sei nicht nur von den politisch Verantwortlichen und den Gemeinden mitgetragen worden, sondern auch für die Grundversorgung und die Integration wichtig gewesen, bedauert Caritasdirektor Walter Schmolly das Aus. "Hier sehen wir für den Gesetzgeber einen eindeutigen Auftrag, verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen für solche sinnvollen und hilfreichen Maßnahmen zu schaffen“, richtet er seinen klaren Wunsch an die Bundesregierung.

Entscheidend waren die Begegnungen

Die Nachbarschaftshilfe bot viele Vorteile: AsylwerberInnen konnten Beziehungen knüpfen und dabei Deutsch lernen, sie brachte Abwechslung in ihren Alltag brachte, der sonst durch das Warten auf den Abschluss ihres Asylverfahrens geprägt ist. Die Bevölkerung konnte mit den AsylwerberInnen leichter in Kontakt treten und Dienste wie Arbeiten im und rund um das Haus gegen ein kleines Entgelt abgeben. „Entscheidend waren die Begegnungen“, so Schmolly, für die das Projekt einen ordnenden Rahmen geboten hatte. Die Begegnungen haben in der Bevölkerung viel zum Verständnis für die Situation von Flüchtlingen beigetragen. Die Nachbarn konnten über deren Fluchtgründe und ihre schwierige Lebenssituation erfahren. Und die Flüchtlinge machten deutlich, dass sie sich gerne nützlich machen.

„Der Wegfall dieser kleinen Aufgaben wird sich auch auf unseren Betreuungsaufwand auswirken“, befürchtet Fachbereichsleiter Bernd Klisch „Die private Nachbarschaftshilfe war ein wichtiger Beitrag zur Strukturierung des Tages, zur psychischen Stabilisierung und zur Integration."

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