Es ist erst neun Monate her, dass das Foto des ertrunkenen dreijährigen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi als Symbol der humanitären Katastrophe um die Welt ging. Und schon damals setzte das Bild Diskussionen über den Umgang mit Flüchtlingen in Gang. Vergangene Woche sind nun erneut 880 Flüchtlinge bei Schiffsunglücken im Mittelmeer ertrunken. "Das Sterben im Mittelmeer muss ein Ende haben!", appelliert die Caritas erneut an die Regierung etwas zu tun. Zum Beispiel mit einer koordinierten Seerettung.

2.510 Menschen sind bislang im Jahr 2016 im Mittelmeer ertrunken. Sie alle wollten weg von Krieg, Leid und Angst in ein neues Leben flüchten. Und obwohl die Zahl der aus Libyen nach Italien übersetzenden Flüchtlinge in diesem Jahr ungefähr gleich hoch ist wie 2015, sind bereits wesentlich mehr Menschen auf der Überfahrt gestorben. 2015 starben insgesamt 1.855 im Mittelmeer. 2016 sei bisher "besonders tödlich", erklärte das UNHCR.

Grenzen des Todes

Man müsse gemeinsame europäische Lösungen zu entwickeln, erkärt Landau. Er bitte  allem "den Bundeskanzler, den Vizekanzler und den Außenminister, sich auf europäischer Ebene für ein gemeinsames Vorgehen stark zu machen". Einzelstaatliche Maßnahmen könnten "gemeinschaftliche und menschliche Lösungen nicht ersetzen". Das vielfache Sterben mache "zutiefst betroffen". Landau: "Wir dürfen nicht abstumpfen angesichts der Toten. Und wir brauchen endlich ein System, das Menschenleben rettet und nicht eines, das dabei zusieht, wie Menschen sterben." Als kurzfristige Notmaßnahme forderte die Caritas eine koordinierte Seerettung. "Hier gilt es Mittel freizumachen und vorrangig Menschen zu schützen, nicht Grenzen. Die Grenzen Europas dürfen nicht zu Grenzen des Todes werden", appellierte der Caritas-Präsident.

Mehr Verantwortung

Solange Menschen auf der Flucht keine legalen Möglichkeiten geboten bekämen, auf sicherem Weg nach Europa zu gelangen, "werden sie sich weiterhin in die Hände von Schleppern begeben und ihr Leben riskieren", gab Landau zu bedenken. Die "aktuelle Abschottungspolitik" werde die betroffenen Menschen nicht schützen. Es gelte die Solidaritätskrise zwischen den EU-Mitgliedsstaaten zu überwinden und gemeinsam die Versorgung von schutzsuchenden Menschen zu gewährleisten. Österreich, Deutschland und Schweden, die "im Vorjahr Beachtliches geleistet" hätten, könnten nicht auf Dauer die Aufgabe für alle anderen Länder übernehmen, erklärte der Caritas-Chef. Die EU-Mitgliedstaaten müssten endlich insgesamt mehr Verantwortung übernehmen und auch gemeinsame Verfahrens- und Versorgungsstandards sicherstellen.

Als Lösung schlägt Landau etwa "mehr Resettlement-Plätze, humanitäre Visa und Aufnahmeprogramme" vor. Papst Franziskus habe immer wieder gesagt, dass das Mittelmeer kein großer Friedhof werden darf - "in der Zwischenzeit ist es längst zum Massengrab geworden", so Landau.