Reisen weitet den Horizont und vertieft das Verständnis. Manche Reisen lösen auch Betroffenheit aus und lassen die Dankbarkeit für das eigene Leben wachsen. Von einer solchen Reise erzählen Generalvikar Rudolf Bischof und Herbert Nußbaumer. Ihr Weg führte nach Malawi.

Patricia Begle

Gerade einmal fünf Tage dauerte die Reise einer kleinen Gruppe aus Vorarlberg nach Malawi. Anlass dafür war die Einweihung der Geburtenstation in Malambo, an deren Entstehung die Aktion „Bruder und Schwester in Not“ maßgeblich beteiligt war - sowohl organisatorisch als auch in finanzieller Hinsicht. Als offizieller Vertreter der Diözese war Generalvikar Rudolf Bischof mit dabei.

Das tägliche Überleben
Dass Malawi das drittärmste Land der Welt ist, das war ihm am Beginn der Reise bekannt. Wie die Armut allerdings ganz konkret aussieht und sich im Alltag widerspiegelt, das wurde dem Geistlichen erst während seiner Reise deutlich vor Augen geführt. „Mais ist in Malawi das Hauptnahrungsmittel“, erzählt Bischof. „Es gibt ihn zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen. Seit zwei Jahren aber herrscht Trockenheit. Kein Regen bedeutet: kein Mais“. Dabei liege Malawi auf einem großen Grundwassersee und auch ein riesiger Binnensee stünde für die Wasserversorgung zur Verfügung. Aber es fehle an Geld für Wasserpumpen und Leitungssysteme. „Schon die Kinder lernen: Wie kann ich überleben.“

Kinderaugen 
Kinder und Jugendliche sahen die Vorarlberger/innen in diesen Tagen hunderte. Sowohl bei der Einweihung in Malambo als auch bei den beiden Schulbesuchen in Nkhamenya und Katete. Über tausend junge Menschen werden an den beiden Standorten unterrichtet, für Waisenkinder gibt es zudem Internate. Ermöglicht wird ihnen das Stück Geborgenheit durch Patenschaften: Rund 140 Vorarlberger/innen haben sich mittlerweile auf diese persönliche Form der Unterstützung eingelassen.
Die Freude der Kinder über den Besuch der Gäste aus Europa war überwältigend. Schon bei ihrer Ankunft wurden sie von einer jubelnden Schar, die neben den Autos herlief, willkommen geheißen. „Die Kinder haben gesungen, getanzt und Theater gespielt“, erzählt Bischof. „Freude, nur Freude.“ Trotzdem überlegte sich der Geistliche beim Anblick der einzelnen Kinder, wo sie wohl herkommen und welche Zukunft vor ihnen liegt.

Langlebige Hilfe 
„Malawi ist ein Flächenland an Not, auf dem Inseln gebaut werden. Inseln der Bildung, der Gesundheit, Inseln der Hoffnung“, beschreibt der Generalvikar seinen Eindruck. Tatsächlich ist es in den vergangenen zwei Jahrzehnten gelungen, in Kooperation mit den Orden der Teresian Sisters und Rosary Sisters Projekte aufzubauen, die die Lebensverhältnisse nachhaltig verbessern. „Mittlerweile haben einige Kinder schon den Hochschulabschluss gemacht. Ein Mädchen kam als Ärztin zurück“, weiß Bischof zu berichten. „Das ist Hilfe, die langlebig ist: Bildung kann nicht mehr genommen werden.“

Hoffnungsträger
Von der Nachhaltigkeit der Projekte ist auch Herbert Nußbaumer überzeugt. Er ist Obmann der Katholischen Männerbewegung und Mitglied des Kuratoriums von „Bruder und Schwester in Not“. Vor acht Jahren war er schon in Malawi. „Ich war beeindruckt, welche Entwicklung die Projekte gemacht haben. Da ist ein Quantensprung geschehen. Die Haltung hat sich verändert: die Menschen übernehmen jetzt Verantwortung“, erzählt Nußbaumer. Beim Besuch der Schule in Katete kam ein junges Mädchen zu ihm und sagte: „You are my hope. You are the hope for our education and help.“ (Sie sind meine Hoffnung. Sie sind die Hoffnung für unsere Bildung und Hilfe.) Als Finanzverantwortlicher der Aktion „Bruder und Schwester in Not“ blickt er deshalb glücklich auf das Spenden-Rekordergebnis des vergangenen Jahres. Es ermöglicht, die Projekte weiterzuführen und auszubauen. So haben die Kinder und deren Hoffnung Zukunft.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 24 vom 15. Juni 2017)