Unser täglich Brot gib uns heute? Nichts leichter als das! Supermärkte haben immer länger und länger geöffnet, das Sortiment wird nur noch größer… bloß die, die ganz am Anfang der Verwertungskette stehen – die Erzeugerinnen und Erzeuger – die hat kaum jemand noch im Blick. Fatal, wie die achten Filmtage „Hunger.Macht.Profite“ vom 27. März bis zum 7. April auch in fünf Kinos in Vorarlberg zeigen.

Milchflut, Gensoja, Landraub… die Themen, denen sich die einzelnen Beiträge widmen, könnten ernüchternder kaum sein. Und gefühlt sind sie so unendlich weit weg – hier im Ländle ist aus landwirtschaftlicher Perspektive schließlich vieles noch ziemlich in Ordnung. Wenn… ja, wenn die Sache mit der Globalisierung nicht wäre: Am Ende hängt eben doch alles mit allem zusammen – allen Regionalitäts- und Saisonalitätstrends zum Trotz.

Eine Verbindung namens Sojabohne

Beispiel Fleisch, wie der Film „AGROkalypse“ am 4. April im Rathaussaal Andelsbuch zeigt: Zwischen der indigenen Bevölkerung Brasiliens und dem Steak auf unserem Teller besteht eine direkte Verbindung – eine Verbindung namens Sojabohne. Die Hülsenfrucht ist Hauptfuttermittel in der Tiermast – und Brasilien gehört zu den weltweit größten Produzenten. Das Land, auf dem die oft genveränderten Pflanzen stehen, grenzt unmittelbar an die Lebensräume von Bauern und Ureinwohnern. Pestizide verseuchen ihr Trinkwasser, die immer größere Nachfrage nach Fleisch (und damit Soja) raubt ihnen das Land zum Anbau ihrer eigenen Lebensmittel und das einzigartige Ökosystem des brasilianischen Urwalds wird dabei unwiederbringlich zerstört.

Milchflut überschwemmt Entwicklungsländer

Oder Stichwort Milch: Wo in Europa Bauern seit dem Wegfall der Milchquote ihre Ställe aufrüsteten, um die Produktion noch effizienter zu machen, treibt es Menschen in Entwicklungsländern in den Ruin. So lange unser Überschuss nämlich auf ihre Märkte durchgereicht wird, besteht keinerlei Aussicht auf Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe. Diese Schicksalsgemeinschaft zeichnet der Film Milchflut nach, der am 6. April um 19:30 Uhr im RIO Kino in Feldkirch zu sehen ist. Im Anschluss darf und soll diskutiert werden, u. a. mit Bio-Bäuerin Irene Schneller vom ÖBV-Via Campensina Austria und Milchbauer Georg Burtscher, Mitglied des Bauernstammtisch Großwalsertal.

Optionen auf die Zukunft?

Ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge und echte Solidarität sind dringend notwendig – und können funktionieren. Die Dokumentation „Bauer sucht Crowd“ etwa präsentiert sechs Höfe, an denen Erzeuger und Konsument eine ganz neue Beziehung eingehen – eine, in der der (lange) Weg zum „täglich Brot“ dank solidarischer Landwirtschaft wieder wirklich erfahrbar wird; zu sehen am 5. April im Alten Kino Rankweil.

Einen Überblick über alle Beiträge im Rahmen von Hunger.Macht.Profite in Vorarlberg gibt es online auf den Seiten der Filmtage oder kompakt als PDF zum Download.