Annika Moz (20) verbrachte von Oktober 2015 bis März 2016 für die Aktion „Bruder und Schwester in Not“ einen Hilfseinsatz in einer Mädchenschule in Nkhamenya (Malawi). Im KirchenBlatt-Interview erzählt sie von einer lehrreichen Zeit und afrikanischen Kindern, die viel lachen, fröhlich sind und schon früh am Morgen singen und tanzen.

Bild: Susanne Schuler (li) und Annika Moz (re) mit Schülerinnen der Secondary School in Nkhamenya

Wolfgang ÖLZ

Nkhamenya liegt zwanzig Autominuten entfernt von Katete, jenem Ort, in dem die Aktion „Bruder und Schwester in Not“ ein großes Schulzentrum für Waisenkinder aufgebaut hat. Aktions-Leiter Markus Fröhlich hat in Nkhamenya einen Brunnen finanziert. Auch befestigte Häuser für die Lehrerinnen wurden mit Spenden aus Europa gebaut.
Für Annika Moz war es eine einmalige Erfahrung, die Menschen dort und ihre einfache Lebensweise kennenzulernen, die sich sehr von ihrer eigenen europäischen Lebensart unterscheide. Bei Markus Fröhlich, Geographielehrer an der HLW Rankweil und Verantwortlicher für „Bruder und Schwester in Not“, hatte Annika Moz ihre Facharbeit über Entwicklungsländer geschrieben. So ist sie auf die Idee gekommen, nach Malawi zu gehen.

Informatik-Unterricht
Gemeinsam mit Susanne Schuler vom BORG Götzis hat sie in einer Secondary School EDV-Unterricht gegeben. In den Klassen in Nkhamenya unterwiesen sie fünfzig Schülerinnen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren. Sie verfügten über 16 Computer. Die Schule wird von den „Rosary Sisters“ betrieben, wobei die Direktorin und zwei Lehrerinnen dem Orden angehören. Insgesamt leben im Internat ca. 150 Schülerinnen. In der Schule waren sie übrigens die einzigen Weißen, Lehrerinnen und Schülerinnen waren alle schwarz. Die beiden Vorarlbergerinnen haben auch in einem Spital ausgeholfen, wo sie einfache Dienste wie Blutdruck und Gewicht messen ausführen konnten.

Tanz und Trommeln in der Messe 
Der Glaube ist noch sehr in den Menschen verwurzelt. Alle - auch die Jugendlichen - gehen, so wie in Europa vor einigen Generationen, regelmäßig in die Kirche. Zweimal pro Woche sind auch die beiden jungen Frauen die Messe gegangen, was sie als besondere Bereicherung erfahren haben. Die Leute singen, trommeln und tanzen im Gottesdienst: „Es war ziemlich cool“, so Moz. Die Kinder tanzen und singen den ganzen Tag, von frühmorgens bis spätabends.

Der Klimawandel ist ein großes Problem
An ein eindrückliches Erlebnis erinnert sich Moz gerne: Gemeinsam mit den Schülerinnen gestalteten sie einen Steckbrief, in den dann ein selbstgemachtes Foto eingefügt wurde. Das hat die afrikanischen Mädchen besonders gefreut. Im Gedächtnis geblieben ist ihr auch das gemeinsame Maispflanzen mit den Kindern, die sehr überrascht waren, dass sie als Weiße auch die harte Feldarbeit nicht scheuten. Erschütternd dagegen war für sie zu beobachten, dass es mittlerweile durch den Klimawandel extreme Dürreperioden und abgeflachte Regenzeiten gibt, die den Mais auf den Feldern richtiggehend vertrocknen bzw. verfaulen lassen.

Ob Annika Moz anderen Jugendlichen einen solchen Hilfseinsatz auch empfiehlt? Ja, allerdings müsse einem bewusst sein, dass man sechs Monate in einer gänzlich anderen Kultur lebt. Für ihre persönliche Berufswahl nimmt sie von den sechs Monaten die Erkenntnis mit, dass sie etwas Soziales mit Menschen machen möchte.    
Die Direktorin von Nkhamenya und eine weitere Schwester waren im Dezember letzten Jahres übrigens in Vorarlberg. Sie haben dabei auch die Familie Moz besucht, just in der Zeit, als deren Tochter in Malawi war.

ZUR SACHE

Das südostafrikanische Land Malawi liegt nach dem Human Development Index an 153. Stelle und ist somit eines der ärmsten Länder der Welt. Die Analphabetenrate liegt bei durchschnittlich 30 % (Männer 22,3 % und Frauen 36,7 %). Frauen werden oft vom Schulbesuch ausgeschlossen. Aus diesem Grund sind Mädchenschulen wie die in Nkhamenya besonders wichtig.
Die globalen Klimaveränderungen bewirken in dieser Region instabile Niederschläge in der klassischen Regenzeit zwischen November und April. Die grassierende Seuche Aids verringert die Lebenserwartung.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 19 vom 12. Mai 2016)