Die Freude der Frauen in Indien war groß, als Markus Fröhlich (links) das Projekt KIDS besuchte. Auch „Mrs. India“ (links Mitte), das verheiratete Pendant zur „Miss India“, motivierte die Frauen in ihrer Rede selbständig zu sein - zum Beispiel durch den Verkauf von Handwerkskunst.

Frauen“ und „Rechte“ sind zwei Worte, die in Indien nicht recht zusammenpassen wollen. „Unterdrückung“ und „Benachteiligung“ gehen da schon leichter von der Zunge. Umso erstaunlicher, dass Markus Fröhlich von seiner Indienreise viele Fotos mitgebracht hat, auf denen vor allem eines zu sehen ist: glückliche Frauengesichter.

Simone Rinner

Zehn Tage hat Markus Fröhlich, der Leiter der Stiftung „Bruder und Schwester in Not“ (BSIN) der Diözese Feldkirch in Indien verbracht. Und zwar nicht, weil das Land klimatisch, landschaftlich, kulturell und lukullisch viel zu bieten hat. Der Aufenthalt galt dem Besuch des Projekts „KIDS“, ein Akronym für „Kottapuram Integrated Development Society“, das in den zwei Küstengemeindeverbänden von Kodungallur und Parur an der Südwestküste Indiens eingebunden ist.

Zusammenarbeit 
Das Projekt habe in der Diözese Feldkirch Tradition, erklärt Fröhlich mit Blick auf die mehr als 20-jährige Zusammenarbeit von KIDS und BSIN. Und in dieser Zeit ist in dem westlichen Bundesstaat Kerala viel geschehen. Die Zahl der Menschen, die durch das Projekt Hilfe erhalten, hat sich immens vergrößert - und genau das ist das Erfolgsrezept von KIDS: Hilfe zur Selbsthilfe und zu mehr (Selbst)bewusstsein. Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderung und ältere Menschen sind die Zielgruppe des Projekts, denn „Bruder und Schwester in Not ist für die Ärmsten da. Für die Randgruppen und Benachteiligten“, hält Fröhlich fest. Und das sind in Indien vor allem Frauen.

„Frauen sind der Motor der Gesellschaft“, erzählt der Leiter von BSIN von seinen Eindrücken in Indien und Afrika. Egal ob Kindererziehung, Haushalt oder Landwirtschaft. „Ohne die Frauen würde das Land stagnieren“, zeigt Fröhlich auf, warum es die Frauen sind, die von KIDS unterstützt werden (müssen). Denn auch wenn sie die Arbeitskräfte sind, haben meist die Männer das Sagen. Das vorwiegende Anliegen des Projekts sei die Stärkung der Frau - und das geschieht v.a. über Selbsthilfegruppen.

Selbsthilfe 
Konkret erhalten sogenannte Animateur/innen und Trainer/innen finanzielle und inhaltliche Unterstützung sowie Materialien, damit sie in die Dörfer fahren und ihr Wissen dort weitergeben können. Wie aus den Wurzeln der „screwpine“-Pflanze, gefärbt mit Naturfasern, beispielsweise Taschen gefertigt und anschließend verkauft werden. Oder das Projekt „herbal planting“, bei dem Frauen lernen die Kraft der Natur gegen Krankheiten einzusetzen und Kräuter anzubauen. Zum einen wächst so das Gesundheitsbewusstsein der Frauen und vermindert die Gesundheitsprobleme im Dorf, zum anderen können die überschüssigen Heilkräuter gewinnbringend verkauft werden. Aber auch traditionelle Handwerksarbeiten wie das Mattenweben mit Palmblättern werden reaktiviert und das Einkommen der Familien aufgebessert. Zudem stellen die Frauen Seifen und Texturen aus pflanzlichen Grundstoffen her und vermarkten diese.

650 Selbsthilfegruppen umfasst KIDS derzeit und stärkt damit mehr als 7000 Frauen in ihrer Selbständigkeit, ist Fröhlich stolz. Doch nicht nur Frauen profitieren von diesem Projekt, auch andere Menschen, die von der Gesellschaft oft ausgegrenzt werden, erhalten Unterstützung. Menschen mit Behinderung fertigen zum Beispiel Blumen aus Papier und eröffnen sich damit eine neue Einkommensmöglichkeit, die ihre Anerkennung in der Gesellschaft erhöht. Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Erfolgsgeheimnis - und dazu tragen maßgeblich die Selbsthilfegruppen bei. Das Geld aus Vorarlberg wird nicht nur für den Transport der Animateur/innen in die Dörfer und deren Gehalt, sondern auch für ihre Ausbildung eingesetzt, damit sie ihr Wissen wiederum in die Dörfer tragen. Oder wie es Fröhlich nennt: „ein Schneeballeffekt“.

Fortschritte
Bereits zum sechsten Mal hat sich der Leiter von BSIN selbst vor Ort ein Bild davon gemacht, dass das Geld bei den Frauen in Indien ankommt und Früchte trägt - über die Konfessionen hinweg, wie er betont. „Man merkt, dass hier wirklich gearbeitet wird“, freut sich Fröhlich, dass es „weitergeht“. Damit die Frauen nicht nur ihre Rechte, sondern auch ihre Verantwortung zur Verbesserung der Gesellschaft in Indien erkennen.

www.bruderundschwesterinnot.at