Das diesjährige Patrozinium am 19. Jänner wird den Oberdorfer Kirchgängern wohl noch länger und nachhaltig in Erinnerung bleiben. Natürlich trug die exzellent vorgetragene Missa brevis von W. A. Mozart durch den Kirchenchor – mit Solisten und Streichern zusätzlich aufgewertet – zur festlichen Stimmung bei. Kernstück war aber wohl die Festpredigt von Diözesanbischof Benno Elbs.

Im Bild rechts: Konzelebrant Pfr. Paul Riedmann, Diözesanbischof Benno, rechts Konzelebrant Pfr. Werner Ludescher; im Hintergrund die wuchtige Statue des hl. Sebastian


Arno Rebenklauber

Bischof Benno skizzierte die wesentlichen Charismen des heiligen Sebastians auf sehr bildhafte und eindrucksvolle Weise. Er verglich ihn mit einem Leuchtturm, der uns vor allem drei wichtige christliche (Auf-)Gaben vermitteln will: Freude, Hoffnung und Mut.

Sebastian war römischer Hauptmann und bewies Mut, Missstände anzuprangern: Korruption, Bestechlichkeit, Geldgier oder Amtsmissbrauch. Zu seinen Lebzeiten im 3. Jahrhundert sehr aktuell – übertroffen wahrscheinlich nur noch durch die globalen Auswüchse in der Jetztzeit. Das verschaffte ihm große Achtung in der Bevölkerung. Mut hatte er auch, sich zum Christentum zu bekennen, nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern auch im Alltag. Wie halten's wir damit? Sind wir auch "bekennende" Christen – im Beruf, im Gasthaus in der Famile? Oder haben wir Angst, ins Frömmlereck gedrängt zu werden? Er nahm das Risiko auf sich, vom Kaiser zum Tod durch Bogenschützen verurteilt zu werden? Diese erste Hinrichtung überlebte er, von Pfeilen durchbohrt. Nach seiner Genesung bekannte er sich vor Kaiser Diokletian erneut zum Christentum, diesmal wurde er öffentlich mit Keulen erschlagen und endete im städtischen Abflussgraben. So viel Mut wird von uns nicht erwartet aber ein bisschen mehr Zivilcourage würde vielen von uns sicher gut anstehen.

Er verlieh auch Hoffnung – denjenigen, die in Gefängnissen saßen. Wie viele Menschen, die sich in unserem Land an den Rand der Gesellschaft gedrängt sehen, würden gerade heute eines solchen Mannes/einer solchen Frau bedürfen? Die Freude, ja die von Sebastian gelebte Gewissheit, dass Gott nicht irgendwo "da oben" ist, sondern mitten unter uns, spendet uns Trost. Er kennt jeden von uns und weiß, wie viele Haare jede/r auf seinem Haupt hat, wie es im heutigen Evangelium (Mt 10, 26-33) hieß. Er kennt uns also durch und durch und weiß, wessen wir bedürfen, z. B. Menschen mit dem Charakter eines Sebastians. Das ist "erfreulich" – und diese Freude konnte auch Sebastian selbst vermitteln.

Vor dem Segen lud Hausherr Pfarrer Werner Ludescher alle zu einem Mittagessen im Pfarrheim ein. Er fragte auch den Hauptzelebranten Bischof Benno, ob er dafür Zeit hätte. "Wenn i eppas kriag, scho" antwortete er in seiner typisch humorvoll-volksnahen Art. Und was war das für ein Essen! Mich traf es an einen Tisch mit sechs älteren Damen aus dem Oberdorf und aus Kehlegg . Sie alle waren nach diesem berührenden Gottesdienst gut gelaunt und wir hatten es ausgesprochen "frei" miteinander. Die Wienerschnitzel der Größe XXL schafften wir allerdings mehrheitlich nicht und so hatte ich dank Alufolie noch ein "g'höriges" Abendessen. Schade, lieber Kirchenpatron Sebastian, dass du nur in Gedanken bei uns warst – du hättest dich nicht nur bei uns Oldies wohl gefühlt.