Gedanken zum Sonntag, den 7. Juli 2013 von Diözesanbischof Dr. Benno Elbs

Im Licht des Glaubens - so lautet der Titel des gestern erschienenen Lehrschreibens von Papst Franziskus. Wir wissen alle, dass es entscheidend ist, in welchem Licht die verschiedenen Situationen unseres Lebens erscheinen. Im Licht des Morgens sieht vieles anders aus, als getaucht in die Dämmerung des Abends. Das Kerzenlicht verändert die Stimmung unseres Herzens anders, als die Neonleuchten der Werbeschilder.

Die große Frage aber ist, in welches Licht wir die Erfahrung unseres Lebens stellen? Papst Franziskus lädt uns ein, sie in das Licht des Glaubens zu stellen, unsere Arbeit, unsere Beziehungen, unsere Sehnsucht. Am Beginn der Ferien ist es wertvoll, sich kurz Zeit zu nehmen und zu schauen, welches Licht auf das eigene Leben fällt.

Vier Gedanken aus der neuen Enzyklika laden uns dazu ein:

Horche auf die Lebenstöne

Es ist laut geworden um uns herum. Es ist zunehmend schwierig, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden und die hektische Betriebsamkeit lässt uns oft die Musik unseres Lebens überhören. Von der Natur aber lernen wir, dass wir die Dinge nur dann sehen und hören, wenn wir uns niederbücken, und darauf achten, was uns geschenkt ist: Das sich bewegende Blatt, das Säuseln des Windes, das Singen der Vögel. Glauben kommt vom Hören, Freude und Dankbarkeit kommen vom Hören.

Die Erinnerung

Die großen Gestalten der Heiligen Schrift und die Menschen des Glaubens kennen die heilende Kraft der Erinnerung. Abraham erinnert sich an seinen Weg mit Gott. Mutter Theresa erinnert sich an viele Situationen, wo sie mit Gutem in Berührung kam.

Der Glaube lädt uns ein, die Spuren des Guten in unserem Leben bewusst wahrzunehmen. Wir dürfen Fährtenleserinnen und Fährtenleser der Spuren Gottes sein. Erinnerung führt uns dabei in die Haltung der Dankbarkeit. Sie führt uns in die Überzeugung, dass unser Leben nicht zufällig, sondern – so die Grundaussage der Schöpfungserzählung – mit der Liebe Gottes verbunden ist.

Verlässlichkeit

Papst Franziskus betont, dass die Bibel uns die Verlässlichkeit Gottes, seine Treue ans Herz legt. Denn Jesus teilt alle unsere menschlichen Wege mit uns, die Wege der Freude, aber auch die Wege der Angst, der Sorge und der Verzweiflung. Auch den Weg unseres Todes geht er mit und eröffnet ihm den Horizont der Hoffnung. Gott ist treu von Anfang bis zum Ende und hinein in die Ewigkeit. Diese Grundüberzeugung taucht unsere Endlichkeit, das Werden und Vergehen unserer Welt, in ein Hoffnungs-Licht und verändert die Stimmung in unserer Seele. Oft durfte ich das an Krankenbetten erleben, wenn ich die Hand Sterbender gehalten habe.

Mut

Steht unser Leben im Licht des Glaubens, im Licht der Liebe Gottes, dann werden wir die Welt mit den Augen Christi sehen. Es sind Augen, die die Fragen und Sorgen sehen, es sind Augen, die die Sehnsucht junger Menschen wahrnehmen, in geglückten Beziehungen zu leben. Es sind Augen, die den Wunsch Erwachsener sehen, einen erfüllenden Beruf zu haben und im Leben etwas Sinnvolles tun zu dürfen. Es sind Augen, die die Armen sehen und es sind Augen, die jene dankbar anblicken, die unsere Gesellschaft tragen und gestalten. Es ist herausfordernd, sich immer wieder die Frage zu stellen, wie Jesus das Gesehene beurteilen würde, wie er handeln würde.

Vielleicht finden Sie in den kommenden Wochen einmal ein paar Minuten Zeit, über diese Gedanken nachzudenken, die die Lichtverhältnisse unseres Lebens verändern können und die auch die Namen Liebe, Sinn und Freude tragen.

Diözesanbischof Dr. Benno Elbs