Gedanken zum Sonntag, 1. Fastensonntag, 14. Februar 2016, von Bischof Benno Elbs

Feuer hat eine ganz eigene Faszination. Das traditionelle Funkenabbrennen und „Winteraustreiben“ am Funkensonntag wird auch ohne Schnee und Kälte viele Menschen anlocken. Feuer gehört auch zum Aschenritual am Aschermittwoch. Darin werden nicht nur die dürren Palmzweige aus dem Vorjahr verbrannt. Symbolisch kann damit auch all das dem reinigenden Feuer übergeben werden, was uns drückt und belastet, was wir loswerden möchten.

Unterbrechen, Innehalten

So war es auch beim Aschenritual am vergangenen Aschermittwoch vor der Seekapelle am Leutbühel in Bregenz. Die mit diesem Tag beginnende Fastenzeit ist ja eine Zeit des Innehaltens und Unterbrechens. Das soll uns helfen, auf die leisen Zwischentöne und Klänge des Lebens zu hören. Das machten Schüler der Berufsschule Bregenz mit ihren einleitenden Gedanken deutlich: „Eine Flut an Information hindert uns daran, bewusst hinzuhören.“ – „Viele laute Geräusche und ohrenbetäubender Lärm machen es unmöglich, aufmerksam zuzuhören.“ – „Grausame Worte, Lügen und Beleidigungen führen dazu, dass wir nichts mehr hören wollen.“ – „Stress, Ungeduld und mangelnde Zeit nehmen uns die Möglichkeit, das Wohltuende zu hören.“ Zettel mit diesen Überschriften zerknüllten die Schüler und warfen sie ins lodernde Feuer.

Reinigendes Feuer

„Möge das Feuer in uns brennen und unsere Gedanken aufrichten, gut und gerecht machen; Möge das Feuer unsere Augen öffnen, damit wir das Gute im Leben sehen; Möge das Feuer auf unseren Lippen sein, sodass wir die Wahrheit sprechen und andere ermutigen; Möge das Feuer in unseren Armen und Händen sein, damit wir das Leben ergreifen und umarmen; Möge das Feuer unser Rückgrat stärken, damit wir die Wege der Güte und Liebe einschlagen.“ So hieß es im anschließenden Segensgebet über das Feuer.

Ein hörendes Herz ...

... hatte der junge Samuel, den die ihm noch unbekannte Stimme Gottes ruft, wie die Bibel berichtet. Auch heute gibt es viele Dinge, die das hörende Herz zuschütten: die lauten Geräusche, grausame Worte, Beleidigung, Stress, mangelnde Zeit, die uns daran hindern, auf das zu hören, was im Leben wichtig ist. Da gibt es auch viele Ablenkungen und Verlockungen, die uns daran hindern, unseren Blick auf den Sinn und das Ziel des Lebens zu wenden.

Die Fastenzeit ist eine Einladung, hörende Menschen zu werden: Auf die Not, die uns umgibt und auf die Fragen, die uns die Welt stellt. Hörende Menschen aber auch auf die Frage nach dem tiefen Sinn unseres Lebens, unseres Auftrags für die Welt. Warum, wofür bin ich geboren? Wenn wir einen anderen Menschen mit dem Herzen sehen, werden wir ihn anders sehen, wie Antoine de Saint-Exupéry gesagt hat: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Bischof Benno Elbs