"Da verschlägt es einem einfachen Landpfarrer fast die Sprache", zeigte sich Pfarrer Karl Bleiberschnig mit Blick auf "seine" Pfarrkirche in Nüziders ergriffen. Kein Wunder, schließlich war diese am Mittwochabend bis zum letzten Platz gefüllt - im Kirchenschiff wie auch im Altarraum, in dem nebst Kardinal Christoph Schönborn rund 14 Diözesan- und Weihbischöfe einen Gottesdienst der besonderen Art feierten.

Erstmals seit 15 Jahren fand die Österreichische Bischofskonferenz wieder in Vorarlberg statt. Zum zweiten Mal wohlgemerkt. Kein Wunder also, dass es sich viele VorarlbergerInnen nicht nehmen ließen sich selbst vor Ort ein Bild zu machen. Und das war ein sehr imposantes. Über 300 GottesdienstbesucherInnen, 14 Diözesan- und Weihbischöfen, ein Kardinal, ein Nuntius, zwei Chöre und eine Kantorinnenschola - um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Kardinal Schönborn: "Fast dahem"

Er fühle sich "fast dahem", ließ Kardinal Christoph Schönborn in seiner Predigt etwas Heimweh durchklingen. Vielleicht auch, weil seine bald 97-jährige Mutter Eleonore neben Landeshauptmann Markus Wallner und seiner Frau Sonja in der ersten Reihe in Blickweite saß. In seiner Heimatpfarre Schruns habe der damalige Pfarrer immer von der Kanzel gepredigt, teilte Schönborn seine Kindheits- und Jugenderinnerungen mit den Anwesenden und erklärte Karl Bleiberschnig zu seinem "Jugendfreund", mit dem er damals ministriert hatte.

Frauen für die Kirche wiederentdecken

"Jesus korrigiert liebevoll unsere Vorstellung von Karriere", spannte Schönborn den Bogen vom Tagesevangelium zu seinem eigenen Leben und merkte mit Blick auf seine Mutter an, dass es wahrscheinlich nicht ihr Plan gewesen sei, dass er Kardinal werde. Trotz all der Anekdoten schwang bei seiner Predigt immer auch Ernst mit, der aufhorchen ließ. Jesus sei damals von Frauen begleitet worden, die auch dann noch da waren, als Jesus gekreuzigt wurde. „Es ist wichtig, dass wir sie wiederentdecken in der Kirche", führte er diese Frauen ins Heute.

"Wer heute zur Kirche steht, tut es ehrlich"

„Wir Bischöfe haben nicht immer das beste Bild abgegeben“, wagte der Kardinal mit Blick in die Vergangenheit auch etwas Selbstkritik. Aber "wir bemühen uns um das Miteinander", hob er die Qualität der (anwesenden) Bischöfe hervor. Die Demütigungen der vergangenen Jahre hätten die Kirche außerdem dahin geführt, dass sie zu einer dienenden statt einer herrschenden geworden sei. Er stellte sich laut die Frage: "Waren die vollen Kirchen früher ehrlich" und fand auch gleich eine Antwort: „Wer heute zur Kirche steht, tut es ehrlich. Das ist ein Gewinn.“

Dass der Gottesdienst anlässlich der Bischofskonferenz kein gewöhnlicher war, zeigte sich auch bei der anschließenden Agape auf dem Kirchplatz. Dort gab es Zeit und Raum mit den Kirchenoberen ins Gespräch zu kommen und Fotos zu machen - eine Möglichkeit, die rege genutzt wurde.