Ostergedanken von Bischof Benno Elbs

Ostern 2016, was nehmen wir wahr? – Mörderische Terroranschläge, Bedrohung, Angst, politische und wirtschaftliche Verunsicherung, Arbeitslosigkeit, Flüchtlingselend und Hoffnungsmigranten. Grau und düster der Horizont. Ist da irgendwo vielleicht auch noch eine Ahnung von Frühling, Licht, Wärme, anbrechendem Leben? Haben unbeschwertes Kinderlachen, frohe Familienfeste, fröhliches Osternestsuchen da noch einen Platz?

Bedrückend, vernichtend schien auch die Lage der Jünger Jesu. Eine Welt war zusammengebrochen. Alle Träume und Hoffnungen waren zerschlagen durch den Tod Jesu am Kreuz. Hatten sie auf die falsche Karte gesetzt? Nur ein paar Frauen kommen zu seinem Grab, vor Tagesanbruch, wo noch niemand unterwegs ist. Und dann ist alles irgendwie ganz anders als erwartet. Ein neuer Morgen bricht an, ein Stein, der das Grab verschloss, ist weggewälzt. Das Grab ist leer. „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten“, werden sie von Unbekannten gefragt (Lk 24,5).

Leise ist Christus auferstanden. Vage Zeichen des Lebens sind es anfangs nur. In dieser zerrissenen Welt ist Gott da. Die Idylle, die wir uns so sehnlich wünschen, ist zwar noch fern. Die Nebel, das Dunkle, Enttäuschung und Angst, sie sind noch da. Aber sie geben nicht mehr allein den Ton an, sie verblassen.

Auferstehung und Ostern ereignen sich, wenn wir die Werte des Lebens, der Freundschaft, der Nächstenliebe unbeirrt leben, wenn wir unsere Augen öffnen für die Not um uns, wenn wir vielleicht sogar die Verwundung von missachteten, missbrauchten, verblendeten Mördern wahrnehmen. Auferstehung geschieht, wo wir in einer noch so dunklen Situation einen Hauch von Lebendigem, von Sinn, von Göttlichem erahnen können.

Wenn man die Wirklichkeit so mit Osteraugen sieht, dann tut sich ein Horizont von Hoffnung, Leben und Gelassenheit auf. Das Paradies bleibt ein Sehnsuchtsort. Der Weg dahin bleibt noch zu gehen. Ostern reißt uns nicht einfach aus unserer manchmal bedrückenden Situation heraus. Auferstehung hilft uns aber, die Welt mit „Osteraugen“ zu sehen: mit einem Blick der Hoffnung, der Zuversicht.

Ostern, das heißt Aufstehen nach Niederlagen, Aufstehen gegen das Unrecht, Aufstehen zum Leben. Das wünsche ich uns allen von Herzen. Denn Christus ist erstanden, Halleluja.

Bischof Benno Elbs