Das Systemische Aufstellen eines Themas bringt abstrakte Begriffe auf eine andere Ebene: in den Körper. Damit wird vor Augen geführt, was sich hinter den Kulissen des Lebens abspielt. Das ist erhellend und erlösend.

Neue Form zur Vertiefung der Vortragsthemen bei den "Tagen der Utopie"

Patricia Begle

Bei der Methode des Systemischen Aufstellens werden Personen oder abstrakte Begriffe von den Teilnehmenden verkörpert. Das heißt, dass Menschen in eine bestimmte Rolle schlüpfen und alles, was mit dieser verbunden ist, im gemeinsamen Spiel zum Ausdruck bringen. Die Spielenden dürfen sich dabei bewegen, um ihren Platz zu finden, sie dürfen miteinander reden oder ihre Befindlichkeit ausdrücken.

Spirituelle Ebene
Vielen ist diese Methode von Familienaufstellungen bekannt. Ungewöhnlich zeigt sich das Spiel der Rollen, wenn die Personen in der Mitte nicht für „Vater“ oder „Mutter“, sondern für das „Sein“ stehen oder das „Denken“, wenn neben dem „Ich“ auch etwas „Undefinierbares“ steht. Und eine ganz andere Ebene wird berührt, wenn das „große Ganze“ verkörpert wird, wenn sozusagen Gott mit ins Spiel kommt.

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Die oben genannten fünf Rollen entstanden an diesem Vormittag aus dem Nachdenken über den Vortrag des Vorabends. „Wege zum Wandel“ lautete der Titel. Was am nächsten Morgen bei den Teilnehmenden noch nachhing, war Grundlage für die Weiterarbeit. Hier hatte Siegfried Essen, Leiter der Aufstellung, die Aufgabe, aus all den Fragen und Gedanken ein Thema zu formulieren, das den Anliegen der Teilnehmer/innen am meisten entsprach. „Das Verhältnis von Denken und Sein“ wurde so zum Thema dieses Vormittags.

Spannendes Spiel

Schon aus den Bewegungen der Spielenden ließen sich bestimmte Muster und Mechanismen ablesen. Auffallend war, dass es immer wieder die Anerkennung und Würdigung einer Rolle war, die Verhältnisse neu zu bestimmen vermochte. Wurde zum Beispiel das „Sein“ vom „Denken“ anerkannt - das konnte in einem wertschätzenden Blick geschehen - so konnte es dessen Nähe zulassen. Dadurch klärten sich Beziehungen und Positionen - und damit auch Funktionen. Siegfried Essen griff als Spielleiter klärend in den Prozess ein. Er zeigte Möglichkeiten und setzte Grenzen.

Störungen
Wer in Veränderungsprozessen steckt, weiß um die Widerstände und Störungen, die mit ihnen einhergehen. Bei der Aufstellung wurde klar: Veränderungsprozesse brauchen Störungen. Diese haben wie jede andere Rolle eine Bedeutung für das Ganze. Es geht nicht darum, etwas wegzubringen, sondern vielmehr soll jede Rolle ihren Platz finden. Dann bleibt das Spiel lebendig.

Buchtipp:

Siegfried Essen, Selbstliebe als Lebenskunst: Ein systemisch-spiritueller Übungsweg.
Carl-Auer-Verlag 2011. ISBN-10: 3896707698
www.siegfriedessen.com

(aus KirchenBlatt Nr. 18 vom 2. Mai 2013)