Eigentlich geht "man" zum Lachen ja sprichwörtlich in den Keller - besser wäre es aber, wenn man in die Bibliotheken gehen würde. Warum? Ja warum nicht? - stellt der Publizist Alexander Kluy die Gegenfrage. Schließlich sind Bücher und Medien wahre Fundgruben für Witz, Lachen und Humor: Von Homer bis zu Homer Simpson. Und so folgten rund 250 BibliothekarInnen dem witzigen Ruf zur Jahrestagung - und zeigten Humor.

Viele Menschen verbinden mit Bibliotheken ja immer noch das Bild der zwar belesenen, aber verstaubten, "grauen" und humorlosen BibliothekarInnen. Dass dem nicht so ist, zeigten die rund 250 TeilnehmerInnen bei der Jahrestagung, die von Medienstelle - Bibliotheken der Katholische Kirche Vorarlberg, den Bibliotheken Vorarlberg und der  Landesbüchereistelle im Amt der Vorarlberger Landesregierung veranstaltet wurde. Und da ging es in erster Linie um eines: Austausch und viel Humor.

Orte der Begegnung
In Vorarlberg  gibt es rund 70 Bibliotheken in pfarrlicher Mitträgerschaft, die zu einer vielfältigen Bibliothekenlandschaft beitragen, hielt Pastoralamtsleiter Dr. Walter Schmolly in seiner Begrüßung fest. Und diese sind mittlerweile moderne, gastfreundliche und mit viel Know-how sowie Herz geführte Orte. Integrative, generationenübergreifende Begegnungsorte wenn man so will, die auch mit Bildung, Kultur und spannenden Veranstaltungen sowie Projekten glänzen. Dahinter stehen unzählige Frauen und Männer, die ihre freie Zeit ehrenamtlich zur Verfügung stellen und so indirekt zu mehr Humor beitragen.

Zahlen, die für sich sprechen
Ein Blick auf die Zahlen belegt, was insgeheim sowieso schon bekannt war: Vorarlberg ist mit rund 2,5 Millionen Entlehnungen pro Jahr ein Land der Leseratten und liegt auch österreichweit im Spitzenfeld. Und das lassen wir uns auch etwas "kosten": Liegt der Mitteleinsatz für Medieneinkäufe österreichweit bei 99 Cent pro Person, sind es in Vorarlberg 2,15 Euro pro Person, erklärt Landesrat Mag. Harald Sonderegger. Zahlen, die sich auch in den Entlehnungen pro Person niederschlagen: Während es in Österreich 2,6 Entlehnungen/Person sind, sind es in Vorarlberg 6,7. Noch deutlichere Worte spricht die Statistik, wenn es darum geht, wie viele Menschen bei Bibliotheken eingeschrieben sind: Vorarlberg liegt mit 28,2% deutlich vor Gesamtösterreich mit 11,1%. Oder anders ausgedrückt: Jede/r vierte VorarlbergerIn ist bei einer Bibliothek eingetragen.

Vom Lächeln zum Lachen
Gut, diese Zahlen zauberten den BibliothekarInnen bei der Tagung sowieso schon ein Lächeln ins Gesicht - Gelächter folgte dann später beim Vortrag des deutschen Publizisten  Alexander Kluy "Zum Lachen in – die Bibliothek! Über Literatur und Humor. Von Homer bis Homer (Simpson)". Dieser wagte nämlich einen Streifzug durch den Humor in der Literatur von "damals" bis ins Heute - und das weit über die Landesgrenzen hinaus. Unter Einsatz von Youtube und Audiodateien zeigte er, worüber man früher gelacht hat - und warum das heute manchmal auch noch funktioniert.

Zum Lachen in die Bibliothek
Ist es nicht bezeichnend, dass im Jahr 2007, bei einer Wahl der besten deutschsprachigen Komiker & Co, folgendes Siegertreppchen erstellt wurde, fragt Kluy eingangs - nämlich Bronze für Otto Waalkes, Silber für Heinz Erhardt und Gold für Loriot. Oder wie es Kluy formuliert: Zwei Verstorbene und einer, der seine Witze nicht selber schreibt? Haben wir keine lustigen Autoren mehr - oder halten wir uns sowieso nur an Altbewährtes wie Wilhelm Busch, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz fest? Sollen wir zum Lachen überhaupt in die Bibliothek gehen? Wieso nicht? Oder wohin sonst? Sollen wir uns eher am Fernsehen, Sitcoms und Comedians und dem vorgegebenen Lachen orientieren. Nein, so Kluy. Denn pointierte Humor ist immer noch im Medienangebot der Bibliotheken zu finden - also bitte auch nutzen!

Lustig zu sein bedarf es ...
Es bedarf des ganzen Körpers um lustig zu sein, erklärt Kluy im Hinblick auf den bewährten Slapstick, und zeigt sogleich das Video "Das Gewitter " des bekannten Komikers Heinz Erhardt. Um gleich darauf mit dem ebenfalls sehr bekannten Lyriker Joachim Ringelnatz und seinem Gedicht "Im Park" fortzufahren. Denn: Gesten, Mimik und ein präzises Spiel spielen bei Humor eine große Rolle - und eines sollte auf keinen Fall geschehen: niemals der Pointe vorgreifen. Humor, so Kluy weiter, ist das Spiel mit Erwartungen einer Überraschung namens Pointe.

Streifzug
Und so wagt er einen Streifzug durch die literarische Geschichte vom epischen Dichter der Griechen Homer, der das "homerisches Gelächter" geprägt hat, welches er die Götter in ihrer Schadenfreude anstimmen lässt bis hin zu Homer Simpson. Er streift Victor Hugo, der  im Jahr 1862 in seinem Roman "Les miserables" über jene englische Sache spricht, die man Humor nennt. Er greift das Prinzip der Gegensätze bei Miguel de Cervantes dickem Don Quijote und seinem dünnen Diener Sancho Panza auf. Er führt in die 44. Straße im Manhattan  1919 zu Dorothy Parker - der Königin des legendären Literatenzirkels im Algonquin, wo Hohn und Spott als Grundprinzip zum Lachen verführen.

Humor hat Grenzen, oder?
Kluy stellt die Frage, ob Humor eine Charakterfrage ist und was  es  über unsere Zeit aussagt wenn Humor nicht mehr in schöngeistiger Literatur, sondern in Fernsehkrimis vorkommt. Kann Humor veralten? Ja, wahrscheinlich hätte es Kishon heute schwer, die Lacher auf seine Seite zu ziehen. Und: Humor hat auch Landesgrenzen - so hat es nicht jeder Humor z.B. über den großen Teich geschafft. Manchen wie Samuel Clemens, alias Mark Twain , ist es hingegen gelungen und klärt gleich auf: "Die geheime Quelle des Humors ist nicht Freude sondern Leid". Und: "Die Wahrheit ist das Kostbarste, was wir haben. Gehen wir sparsam damit um"

Mit rund 100 km/h
Aber Lachen ist vor allem auch eines: vor dem  bewusstem Denken. Es lässt sich nicht rational steuern und fordert allein im Gesicht die Anspannung von 17 Muskeln. Nur der Vollständigkeit halber: Beim mürrischen Gesicht  sind es 40. Außerdem werden im Körper beim Lachen 80 Muskeln aktiviert und bei einem Lachanfall die Atemluft mit fast 100km/h aus der Lunge gepresst. Und haben Sie schon gewusst, dass Menschen mit Lachfalten von ihren Artgenossen automatisch als spontaner, fröhlicher und intelligenter eingeschätzt werden? Wer möchte sie da schon wegoperieren lassen?!

Laut und leise lachen
Um es mit den Worten von Umberto Eco zu sagen: "Rabelais wusste, dass das Lachen die Welt stärker verändern kann, als das Schießpulver, das zwei Jahrhunderte zuvor von einem Mönch namens Berthold Schwarz erfunden worden war". Humor, so Kluy weiter, ist zudem die Kunst der Vernichtung der Angst. Kein Wunder also, dass Diktatoren nichts mehr fürchten als Humor, Lachen und Stärke. Humorvolle Literatur kann man natürlich auch alleine lesen, aber lustiger ist sie vorgetragen. Das demonstrierte nicht nur Kluy mit einem Ausschnitt der US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 1955  "Der Hofnarr", sondern auch die Schauspielerin Brigitte Walk und der Saxophonist Markus Gsell mit "Bitte (k)eine Lachnummer. Texte und Musik zum laut und leise Lachen". Und gelacht wurde ob der Darbietung viel und laut.

Paradiesische Zustände
Weniger witzig, dafür aber sehr spannend, ging es bei der Frage, welche paradiesischen Zustände vorliegen müssten, damit BibliothekarInnen weiter gute Arbeit machen können, zu. Das Treffen wurde von Reinhard Ehgartner moderiert, der bald feststellen konnte: An Motivation mangelt es in Vorarlbergs Bibliotheken nicht, aber an engagierten (jungen) MitarbeiterInnen, Platz, Geld und vor allem Zeit.