Es gibt sie noch - jene Menschen, die sich daran erinnern, dass der Pfarrer die Messe mit dem „Rücken zum Volk“ und auf Latein gelesen hat. Warum das heute anders ist - das beleuchtet die neue Ausstellung von Archiv und Bibliothek der Diözese, die ab heute für Besucher/innen geöffnet ist.

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, das sagte Jesus zu seinen Jüngern und benannte damit, was bis heute Wesenszug der Kirche ist - die Gemeinschaft. Und um diese Gemeinschaft entwickelte sich bereits im frühesten Christentum eine Form der Gedächtnisfeier. Also das, was man heute wohl als Geburtsstunde der Liturgie bezeichnen könnte. Über die Jahrtausende hinweg veränderte sich die äußere Form, während der Kern bestehen blieb. So war es für die heutige Großeltern-Generation oft noch selbstverständlich, dass der Priester ihnen den Rücken zuwandte und seine Predigt von der Kanzel aus hielt.

Volksaltar, Volkssprache und gemeinsame Feier prägen heute das Bild und es sind Veränderungen, die beeindrucken und wirken: „Als Ministrant musste ich noch das Stufengebet auf Lateinisch aufsagen können - auch wenn ich davon kein Wort verstanden habe. Die Einführung der Messfeier in der Muttersprache habe ich dann wie eine große Befreiung empfunden“, erinnert sich u. a. Bischof Dr. Benno Elbs. Und mit dieser „Befreiung“ und dem Weg dorthin beschäftigt sich die aktuelle Ausstellung der Diözesanbibliothek im Kloster Altenstadt.

Die Lebenswelt der Gläubigen
„Wir haben uns bewusst dafür entschieden, durch einzelne Bilder und Ausschnitte den Einfluss der Liturgie auf die Lebens- und Vorstellungswelt der Gläubigen schlaglichtartig zu beleuchten. Die Diözese Feldkirch bietet dazu einen reichen Schatz aus über 1000 Jahren. Anliegen der Ausstellung ist es, Interesse zu wecken und die Besucher/innen zu motivieren, Liturgie als Ausdruck lebendigen Glaubensleben zu erfahren“, verweist Diözesanarchivar Mag. Michael Fliri auf die großen Entwicklungslinien.
So ist die Schau ein Streifzug, der ausgehend vom letzten Abendmahl, seinen Darstellungen in der Kunst, den mittelalterlichen Handschriften und der Kirchenmusik hinführt zum Zweiten Vatikanischen Konzil und der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“, die vor 50 Jahren verabschiedet wurde.

Hugo Rahner in Feldkirch

Lesend und schauend begegnet man so unerwarteten Schätzen wie einem Hausaltar aus der Bischöflichen Sammlung, Messgewändern, Pontifikalhandschuhen oder einer Handschrift des jungen Theologen Hugo Rahner, die kurz vor seiner Priesterweihe 1929 im Exerzitienhaus in Feldkirch-Tisis verfasst wurde. Die Handschrift ist in Kürze übrigens auch als Nachdruck über die Bibliothek erhältlich.

50 Jahre Liturgiekonstitution ist der Anlass der Ausstellung. Aber die Ein- und Ausblicke, die sie bietet, führen direkt an jene Orte, an denen sich bis heute die Menschen um denselben Kern versammeln - auch wenn sich die Formen verändert haben. 

50 Jahre Liturgiekonstitution

Fr 22. November, ab 19 Uhr:
Festakt im Pfarrzentrum Altenstadt und Ausstellungseröffnung im Kloster Feldkirch-Altenstadt, Klosterstraße 2. 

Öffnungszeiten:
Die Ausstellung im Kloster Altenstadt ist bis Juni 2014, Di und Mi von 14-17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

Führungen:
für Interessierte, Gruppen oder Schulklassen werden Führungen nach Vereinbarung angeboten. 

Kontakt: T 05522 3485-431, bibliothek@kath-kirche-vorarlberg.at oder www.kath-kirche-vorarlberg.at/bibliothek