Zensur und verbotene Bücher zur Zeit der Reformation sind das Thema einer Ausstellung der katholischen Kirche im Carl Lampert Archiv. Im Rahmen der 500-Jahr-Feier zur Reformation wird die Geschichte der Zensur erzählt.

Wolfgang Ölz

In der Zensur ging und geht es immer um die Kontrolle über die Ideen und Meinungen anderer, darum, die Schriften der (vermeintlichen) Gegner zu verbieten und im schlimmsten Fall deren Spuren und sie selbst auszulöschen. Denn „dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“, hat im 19. Jahrhundert Heinrich Heine festgehalten.
Heute sind im historischen Bewusstsein die Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten präsent, die nur das Vorspiel der Vernichtung der vom Regime geächteten Menschen in den Feueröfen der Konzentrationslager waren. Die unheilvolle Geburtsstunde der Bücherverbrennungen lag aber im Zeitalter der Reformation. Auf katholischer Seite wurden in reformationsfeindlichen Städten öffentlich alle Schriften und Bücher Luthers verbrannt. Im Gegenzug verbrannten „die Lutherischen“ sämtliche päpstliche Verordnungen.

Vom Alten Ägypten bis Facebook
Generalvikar Rudolf Bischof freut sich über die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche. Die Ausstellung findet nämlich als Teil des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation in Vorarlberg statt. Der Bogen wird im Carl Lampert Archiv von zensurierenden Maßnahmen im Alten Ägypten bis hin zur kaum wahrnehmbaren Einschränkung des Informationsflusses in den Sozialen Medien der Gegenwart wie Facebook gespannt.

Buchdruck und Zensur 
Das Zeitalter des Buchdruckes und damit der  Reformation war jene Epoche, in der die Zensur so richtig Fahrt aufnahm. Die evangelische Pfarrerin von Feldkirch, Barbara Wedam, betont, dass es ein ganz wichtiger Aspekt dieser Ausstellung sei, das überaus wertvolle Gut der Meinungsfreiheit zu schützen: „Die Konfessionen versuchen ihre oft unheilvolle Vergangenheit aufzuarbeiten, damit die Verletzungen auf beiden Seiten heilen können.“ Von der Frage nach dem Index der verbotenen Bücher führte die Thematik die Ausstellungsmacher Michael Fliri und Eva-Maria Hesche zu dem umfassenderen Thema „Zensur“. Pfarrerin Barbara Wedam hat übrigens die Ausstellung mit Leihgaben großzügig unterstützt.
Die Ausstellung im Carl Lampert Archiv zeigt historische Exponate zum Thema „Zensur“. Zum Beispiel ist eine Lutherbibel aus dem Jahr 1739 genauso zu sehen wie eine Büste von Martin Luther. Auch eine Frontseite des „Index Librorum Prohibitorum“, dem Verzeichnis verbotener Bücher, also das gemeinhin als „Index“ bezeichnete Schriftstück der katholischen Kirche von 1559, ist zu sehen,  in dem übrigens auch Schriften von Feldkircher Reformatoren vertreten waren.

Kanon der Bibel
Auch die Kanonbildung der Urkirche, also die Entstehung des Neuen Testaments, kann als Akt der Zensur gesehen werden. Hier wird der Begriff „Zensur“ jedoch positiv konnotiert: Die junge Kirche musste sich selbst definieren. Es war die Aufgabe der frühen Christen herauszustreichen, was der Offenbarung Gottes entspricht und in welchen biblischen Schriften ihr Glaube sich ohne Abstriche wiederfindet.

AUSSTELLUNG

Zensur. Reformation und verbotene Bücher.

Öffnungszeiten der Ausstellung: Juni, Juli, September, Oktober, jeweils Donnerstag 16 - 18 Uhr, sowie auf Anfrage: T 05522 34 85-0,

Eröffnung mit Generalvikar Rudolf Bischof und Pfr.in Barbara Wedam:
Fr 2. Juni, 17 Uhr, Carl Lampert Archiv, Herrengasse 6, Feldkirch.
www. kath-kirche-vorarlberg.at/archiv