Die Tradition der sogenannten Topographisch-historischen Beschreibungen stammt aus der Zeit der Aufklärung und umfasst vor allem den enzyklopädischen Gedanken der vollständigen Sammlung aller Daten zu einem Wissensgegenstand.

 Diözese Brixen

Topographisch-historische Beschreibung der Diözese Brixen von Georg TinkhauserFür die Diözese Brixen lässt sich dies sehr genau verfolgen. In den Jahren 1821 – 1836 erschien Franz Anton Sinnachers „Geschichte von Säben und Brixen“ in neun Bänden. Am Ende des letzten Bandes ist eine vom Autor am 1. Jänner 1836 verfasste „Entschuldigung wegen Unterlassung der topographischen Beschreibung des Bisthums“ abgedruckt. Darin heißt es: „Zur Zeit der Ankündigung dieses Werkes im Jahre 1820 habe ich in einer Beylage zum privilegirten Bothen von und für Tyrol und Vorarlberg vom 10. Juli 1820 eine vorläufige Uebersicht desselben bekannt gemacht, die den Inhalt jedes einzelnen Bandes im Wesentlichen anzeigte. Das Werk wurde auf zehn Bände berechnet, von denen neun die Geschichte, und der zehnte die Topographie des Bisthums nebst einer Inhaltsanzeige oder einem Register enthalten werde.“ Aufgrund der geschwächten Gesundheit des Autors – er starb knapp eine Woche später – übernahm diese Aufgabe Georg Tinkhauser, der 1855 den ersten Band der „Topographisch-historisch-statistischen Beschreibung der Diözese Brixen mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte und der noch vorhandenen Kunst- und Baudenkmale aus der Vorzeit“ veröffentlichte. Bis 1891 erschienen fünf Bände, Tinkhauser war bereits vor Abschluss des dritten Bandes verstorben.

Generalvikariat Feldkirch

Fortgesetzt wurde das monumentale Werk von Ludwig Rapp, der nach Abschluss Tirols mit der „Topographisch-historischen Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg“ begann. Von ihm erschienen folgende Bände:

 1. Band: Dekanat Feldkirch (Erste Abteilung) 1894.Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Feldkirch von Andreas Ulmer

 2. Band: Dekanat Feldkirch (Zweite Abteilung) und Dekanat Bregenz (Erste Abteilung) 1896.

 3. Band: Dekanat Bregenz (Zweite Abteilung) 1898.

 4. Band: Anhang zum Dekanat Bregenz, Dekanat Dornbirn, Dekanat Bregenzerwald (Erste Abteilung) 1902.

Ludwig Rapp verstarb am 3. Juni 1910. Dr. Andreas Ulmer, Kirchenarchivar und Benefiziat in Bregenz, übernahm die Aufgabe, die Fortsetzung dieses Werkes zu erledigen. Als 1924 der fünfte Band (Dekanat Bregenzerwald – Fortsetzung und Schluss) erschien, schrieb er in der Einleitung: „Über zwanzig Jahre sind verflossen, seit Ludwig Rapp den vierten und letzten Band seiner Generalvikariats-Beschreibung herausgegeben hat. [...] Im Oktober 1918 wurde der Gefertigte vom damaligen Hochwürdigsten Generalvikariat in Feldkirch mit der Weiterführung des Unternehmens betraut, und so übergibt er nunmehr nach sechsjähriger Arbeit seinen ersten abgeschlossenen Band, der in Ausstattung und Format der Rapp’schen Ausgabe sich anlehnt, der Öffentlichkeit.“

Dr. Andreas UlmerWeitere 15 Jahre später, im Dezember 1937, erschien ein weiterer Band. Ulmer schrieb: „Nachdem die Dekanate Feldkirch, Bregenz, Dornbirn und Bregenzerwald im Rahmen der Gesamtdarstellung der vorarlbergischen Seelsorgsgeschichte behandelt vorliegen, erübrigt noch die Besprechung der zwei restlichen Dekanate Sonnenberg und Montafon. Der vorliegende Band bringt zur Darstellung: Dekanat Sonnenberg, I. Teil.“ Das weitere Schicksal dieses Buches wurde durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 bestimmt: Außer den auf Subskription ausgelieferten Exemplaren sowie die Pflichtexemplaren wurde der Verkauf der Auflage als „kirchliche Propaganda“ verboten und die Restbestände eingestampft.

 Dr. Ulmer bearbeitete bis in die Nachkriegszeit sämtliche Pfarren, sodass der Abschluss des Werkes in Manuskriptform schließlich vorlag. Weiters verfasste er Neubearbeitungen der großen Stadtpfarren (Feldkirch, Rankweil, Dornbirn, Bregenz), jedoch konnte keines dieser Manuskripte zur Drucklegung gebracht werden. Die ökonomische Not der Nachkriegszeit verhinderte die Fortsetzung der Reihe, 1953 verstarb Dr. Andreas Ulmer. 

Erst 1965 konnte der nächste Band unter der Herausgeberschaft von Dr. Johannes Schöch, Generalvikariatsrat i.R., und Dr. Meinrad Tiefenthaler, Landesarchivdirektor i.R., erscheinen. Er schrieb in der Einbegleitung: „Die dankenswerte Initiative des Herrn Landtagsabgeordneten Josef K. F. Naumann, u.a. auch in der Sitzung des Vorarlberger Landtages vom 21. Dezember 1961, gab 1962 den Anstoß, dass die Gefertigten sich entschlossen, wenigstens die Drucklegung des 2. Halbbandes des VI. Bandes in Angriff zu nehmen; dazu halfen erheblich die Druckkostenbeiträge, die in dankenswerter Weise vom Bundesministerium für Unterricht, von der Vorarlberger Landesregierung und der Bischöflichen Finanzkammer bewilligt wurden. – Bei der Revision der Manuskripte wurde der vom unvergesslichen Dr. Ulmer gewählte Aufbau und der Text pietätvoll bewahrt, die Arbeit beschränkte sich auf behutsame Schnitte und Kürzungen, wie sie von Dr. Ulmer schon zu Lebzweiten in Angriff genommen worden waren, auf Beifügung der neuen Literatur und Weiterführung des Stoffes bis zur Gegenwart (1964).“

Johannes SchöchErmutigt vom Erfolg dieses Bandes machte sich Dr. Schöch erneut an die Arbeit und brachte 1971 den nächsten Band (Dekanat Bludenz, ehemals Dekanat Sonnenberg – Das Dekanat war inzwischen geteilt worden) heraus. Anstatt eines Vorwortes schrieb er einen Brief an Dr. Ulmer. Darin hieß es: „Vielleicht hat aber der Zeitraum von 30 Jahren, der seit der Fertigstellung Deiner Manuskripte verstrichen ist, dem Werke nicht geschadet. Manche neue Ergebnisse der Forschung konnten Deinem Standardwerk eingefügt werden; so konnten die Erkenntnisse der Patrozinienforschung, die nun ‚ihre Kinderkrankheiten abgelegt hat’ (P. Iso Müller) berücksichtigt werden; was Du dem kombinationsfreudigen P. Isidor Flür allzu vertrauensvoll nachgeschrieben hattest, wurde an einigen Stellen zurechtgebogen; die flutende Entwicklung, die Industrie und Verkehr dem Landstrich brachten, konnte ebenso eingefangen werden wie die neuen kirchlichen Entwicklungen und Planungen.“ Dieses war der letzte Band, der aus dieser Reihe erschien. Dr. Schöch bearbeitete zwar teilweise noch die Manuskripte der fehlenden Bände, musste aber wegen seiner fortschreitenden Erblindung die Arbeit nach und nach einstellen. Die versuchte Drucklegung des nächsten Bandes 1973/74 unterblieb schließlich, Dr. Johannes Schöch verstarb am 15. April 1974 in Rankweil.

 Bandübersicht der erschienen Bände

 Band 1:         Ludwig Rapp, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg. I. Band (Dekanat Feldkirch, Erste Abteilung) Brixen 1894.

Band 2:         Ludwig Rapp, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg. II. Band (Dekanat Feldkirch, Zweite Abteilung und Dekanat Bregenz, Erste Abteilung) Brixen 1896.

Band 3:         Ludwig Rapp, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg. III. Band (Dekanat Bregenz, Zweite Abteilung und Schluss) Brixen 1898.

Band 4:         Ludwig Rapp, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg. IV. Band (Dekanat Dornbirn und Dekanat Bregenzerwald, Erste Abteilung) Brixen 1902.

Band 5:         Dr. Andreas Ulmer, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg, begonnen von Ludwig Rapp. V. Band (Dekanat Bregenzerwald, Fortsetzung und Schluss) Dornbirn 1924.

Band 6:         Dr. Andreas Ulmer, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg (Apostolische Administratur Feldkirch), begonnen von Ludwig Rapp. VI. Band (Dekanat Sonnenberg, I. Teil) Dornbirn 1937.

Band 7:         Dr. Johannes Schöch, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg, begonnen von Ludwig Rapp, fortgesetzt von Dr. Andreas Ulmer. VI. Band, 2. Teil (=VII. Band des Gesamtwerkes; Dekanat Sonnenberg, II. Teil) Dornbirn 1965.

Band 8:         Dr. Johannes Schöch, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg, begonnen von Ludwig Rapp, fortgesetzt von Dr. Andreas Ulmer. VIII. Band, 1. Teil (Dekanat Bludenz, I. Teil) Dornbirn 1971.