1946 war kein Jahr der glitzernden Weihnachtsbeleuchtung, der funkelnden Dekoration oder vieler Geschenke. Davon berichtet ein kleiner Bastelbehelf, der das Weihnachtsgeschehen in den Wohnzimmern sichtbar machen wollte.

Archivale des Monats - Dezember 2014

Werkmappe

KrippenengelDie "Krippenbau-Werkmappe", herausgegeben von der Diözesanjugendstelle Salzburg, ist im Nachlass des ersten Landesjugendseelsorgers von Vorarlberg, Jakob Fussenegger, erhalten geblieben und erzählt neben der Herstellung von Krippen viel von der damaligen Zeit.

Grundsätzliches

Im ersten Abschnitt, "Grundsätzliches" werden zunächst anhand von Zitaten Gründe für das Aufstellen einer Weihnachtskrippe erklärt. "Wir wollen als katholische Jugend die Krippe wieder in unsere Familien tragen. Sie ist Symbol unseres Christentums", so stand es in der Zeitschrift der Katholischen Jugend, dem "Stephanus" zu lesen. Dieser kurze Satz ist besonders durch das Wort "wieder" symbolhaft für den Richtungswechsel, der nach der Gleichschaltung des Nationalsozialismus und dessen Religionsfeindlichkeit in der Jugendarbeit stattfand. Besonders die Jugend war ein ideologisch heiß umkämpfter Bereich. Die wiedererstandene katholische Jugend bemühte sich daher besonders, den christlichen Kern des Weihnachtsgeschehens in den Gruppenstunden zu verarbeiten.

"In jede moderne katholische Familie mit Kindern gehört zum Weihnachtsfest eine Krippe, und sei sie noch so bescheiden. Ohne sie können sich zumal die Kleinen gar nicht wirklich lebendig in die Wunder der heiligen Nacht versetzen." - Vorstellungkraft und Phantasie zu beflügeln Krippenbauer bis heute, in vielen Krippenausstellungen der örtlichen Krippenbauvereine wird das Geschehen der heiligen Nacht für große und kleine Betrachter lebendig gemacht.

Als Arbeitsziel wurden in diesem Behelf die Herstellung "kleiner Hauskrippen" genannt, diese sollten in Gruppenstunden gemacht werden und "erzieherisch ausgewertet" werden, indem "Lieder, Erzählung oder Lesung, Advent- und Weihnachtsbereitung" Platz finden sollten. Als dazu geeignete Literatur wird etwa der Roman Ben Hur, Weihnacht in Tirol von Reimichl oder "für die Größeren auch Guardini, Heilige Zeit" genannt. 

Baustoffe

Weihnachtskrippe in Bregenz-St. KolumbanIn der Nachkriegszeit war Geld zur Anschaffung von Materialien knapp, weshalb man sich oft mit dem begnügen musste, was leicht zu haben war: Moos, Holz- und Stoffreste. Dabei wurde mit den Materialien kreativ vorgegangen: "Künstliches Moos macht man aus Sägespänen, die grün gebeizt werden, aus feingeschnittenem Heu..." Zur Herstellung der Krippenlandschaft wurde folgendes geraten: "z.B. alte Säcke, Rupfen -und Leinenreste... können mit Leimwasser getränkt, zum Bau der Höhle un dder ganzen Kirppenlandschaft dienen. Nur ist es schwierig, wirklich naturechte Landschaften zu formen. Günstig sind Webstoffe für die innige Verarbetung von Naturwaldmaterial und die unmerkliche Verbindung, für die Gestaltung tiefer Täler und Klüfte, für die Ausgestaltung der Höhle..." Außerdem waren Knochenleim und Tischlerkitt unerlässliche Zutaten zum Bau der Krippe. 

Krippenformen

Heute sehen wir in Krippenausstellungen unterschiedlichste Krippenformen, die bereits in diesem Behelf vorgestellt wurden: Als Weihnachtslampe, Fensterkrippe, Kastenkrippe, Bühnenkrippe (mit "kulissenartigem Portal"), Rundkrippe ("günstig für die gleichzeitige Darstellung mehrerer Begebnisse, wie z.B. Krippe, Verkündigung an die Hirten, die Weisen aus dem Morgenland, Flucht nach Ägypten"), die Hängekrippe ("vor allem bei Raummangel"), die Stilkrippe, die orientalische Krippe und schlussendlich die Schneekrippe.

Die Ausgestaltung der Krippe

Diese ist und war vielfältig und setzt der Phantasie keine Grenzen. Nach der Beschreibung der richtigen Größenverhältnisse werden im Behelf unterschiedlichste Aspekte der Ausgestaltung der Krippe erläutert, etwa die Naturkrippe (die aus Naturmaterialen aufgeschichtet wird), Krippenstall aus Holz, Webstoff, Draht, gezimmerte Wände aus Karton oder Kistenbrettchen, Mauerwerk, Dächer, Türen, Fenster und Türme und - nicht zu vergessen - die Gestaltung von Bäumen und Gebüsch:

Krippe

"Brauchbares Material: Wacholderzweige, Heidelbeer- und Heidekraut, Thuja, Zypresse, Zierspargel, Asparagus, die  kleinblättrige Brautmyrte, Weiß- und Schwarzdorn, Äste alter Birn- und Apfelbäume, Zwergbuchen und Buchsbäumchen usw. Bei Naturkrippen kann man unter dme Moos leicht eine Büchse mit Wasser anbringen, um die Pflanze lang frisch zu halten. Kleine Pflanzen kann man in geschnittene Kartoffel stecken."

Zur Landschaft gehören natürlich Wege, Brücken, Wasser und Wasserläufe: "Das Bachbett wird mit Sand, Steinchen, grünlichen Sägespänen usw. vorbereitet und dann Wasserglas darübergeschüttet. Das Wasserglas behält etwa einen Monat lang die wasserartige Farbe bei. Im folgendne Jahr kann man von neuem Wasserglas darüberschütten." Wasserglas ist übrigens eine glasartige Substanz, aus wasserlöslichen Natrium-, Kalium- und Lithiumsilicaten hergestellt werden und unter anderen zur Konservierung von Lebensmitteln und im Bauwesen benutzt wurde. 

Die Aufstellung der Krippe

"Rechtzeitig, sodaß man am Heiligen Abend bereits vor der Krippe das große Weihnachtsgheimnis betrachten kann. Imm zu beachten, daß die Krippe mindestens in Tischhöhe aufgestellt wird, besser ncoh in einer durchschnittlichen Augenhöhe (120-150 cm über dem Boden).

Ochs und EselBestand: AT-ADF 4. N Jakob Fussenegger