Die Wiener Historikern Margareth Lanzinger hat sich intensiv mit dem Thema Eheverbote, Verwandtschaftsehen und deren Verwaltung beschäftigt. Herausgekommen ist ein interessanter Überblick über das Thema Ehe im 18. und 19. Jahrhundert.

Margareth Lanzinger lehrt an der Historischen Fakultät der Universität Wien. In ihrem Buch behandelt sie ausgehend von der Tatsache, dass Verwandtschaft und Familie das Leben und die sozialen Beziehungen des einzelnen Menschen strukturiert, das Thema Ehe. In ihren Forschungen bemerkte sie einen besonders markanten Anstieg von Heiraten unter näheren Verwandten ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert: Vielfach wollten Cousin und Cousine, Schwager und Schwägerin heiraten. Solche Verbindungen waren jedoch nach kirchlichem Eherecht verboten. Zur Umgehung dieser Verbote mussten päpstliche Sondererlaubnisse (Dispense) erwirkt werden. Außerdem erfolgten zusätzliche Eingriffe der staatlichen Verwaltung in das Ehewesen, weshalb ein Geflecht aus staatlichen und kirchlichen Behörden die Praxis dieser Sondergenehmigungen unterschiedlich verwalteten.

Margareth Lanzinger untersucht diese Praxis in den Diözesen Brixen, Chur, Salzburg und Trient. Damit finden sich auch einige Beispiele aus Vorarlberg in ihrem Buch, das von einigen interessanten Überblicken und statistischen Vergleichen ergänzt wird. Die Veränderungen der Verfahrenswege, der Beweggründe, aber auch der häuslichen Organisation werden akribisch behandelt, auch gelingt der Historikerin eine Verknüpfung der lebensweltlichen Realität der Zeit mit den  bürokratischen und rechtlichen Hürden, die den Ehewerbern begegnen.

Ergänzt wird der Band durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis und aufschlussreiche Erklärungen über Fragestellungen, Materialorganisation und Vorgehensweise der Autorin.

Böhlau 2015

Margareth Lanzinger

 

Verwaltete Verwandtschaft - Eheverbote, kirchliche und staatliche Dispenspraxis im 18. und 19. Jahrhundert

Wien, Böhlau 2015

405 Seiten, € 54,90

|