Als der Vorarlberger Weihbischof 1830 zum Fürstbischof von Brixen bestellt wurde, verfasste er einen Hirtenbrief an alle Gläubigen seiner Diözese.

Archivale des Monats Juli 2013

Bernard Galura war als erster Weihbischof und Generalvikar in Feldkirch 1819 angetreten, die Seelsorge zu befördern und die kirchliche Verwaltung zu vereinheitlichen. Die Unterweisung und die sogenannte "Christenlehre", also der Unterricht in Fragen der Religion, waren ihm stets ein großes Anliegen. 1829 wurde er zum Fürstbischof von Brixen ernannt und feierlich in der dortigen Domkirche inthronisiert.

Bernhard GaluraErster Hirtenbrief

Nach einem ersten Hirtenbrief an den Klerus der Diözese Brixen verfasste er das Schreiben: "An alle Christen seiner Diözese, beim Antritte seines oberhirtlichen Amtes". Das Brixner Konsistorium war mit der Verteilung dieses Schreibens beauftragt und schrieb an das Generalvikariat in Feldkirch: "Man gibt sich die Ehre, Wohldemselben einsweil einige Exemplare des ersten deutschen salbungsvollen Sendschreibens Seiner Hochfürstlichen Gnaden, Unseres Hochwürdigsten Herrn Herrn Ordinarius an alle Christen der Diözese im Anschluße mit dem Ersuchen zu übermachen, daß die erforderliche Anzahl hievon dem fürstbischöflichen Dekanalamte zu Feldkirch zur Betheilung jeder Seelsorgsstation des Dekanats-Bezirkes mit dem Wunsche übergeben werde, daß die Seelsorger davon auf den Kanzeln und im Privat-Unterrichte den zweckdienlichsten Gebrauch machen."

Barmherzigkeit Gottes

Hirtenschreiben Bernhard Galura 1830

In der Bibliothek der Diözese Feldkirch haben sich mehrere Exemplare dieses Hirtenschreibens erhalten. Es handelt sich dabei um ein Büchlein mit über 100 Seiten, auf denen der neue Fürstbischof die christkatholische Weltordnung seiner Zeit und die Aufgaben eines guten Christen beschreibt. Über seinen eigenen Amtsantritt in Brixen schreibt Bischof Galura schreibt: "feierlich eingesetzt den 6. Dezember 1829 bin ich in den Schafstall der Herde, die ich weiden soll, durch die rechte Thüre eingegangen. Ich hoffe von Gottes Barmherzigkeit, daß Er seinen Diener segnen werde, weil Er ihn berufen hat." Neben der Belehrung über die Natur des Christentums richtet sich das Hirtenschreiben im folgenden an alle Stände der Gesellschaft: an Arme, Reiche, Amtsträger, Studierende, Verheiratete, Männer, Frauen, Eltern, Kinder und junge Leute, jene, die in die Fremde gehen, Geschwister und Verwandte, Nachbarn, Bewohner der Städte, Dienstboten, Unterthanen, Alte und Kranke. Nach einem Aufruf zu Liebe und Barmherzigkeit ruft Galura zur Frömmigkeit auf: "Höret auf das Wort Gottes, wohnet täglich wo möglich der h. Messe bey, wandelt vor Gott in Demut, habet in Allem Gott vor Augen, Wachet, Fliehet das Laster der Unkeuschheit, Empfanget of die h. Sakramente der Buße und des Altars, habet Vertrauen zur Fürbitte der Heiligen, Ergreifet h. Waffen Eueres Heiles, Bethet für mich und meinen seligen Vorfahrer, Ehret Euere Seelsorger."

An alle Stände

Fürstbischof Galura schließt seinen Hirtenbrief folgendermaßen: "Geliebte aller Stände! ich sage Euch kurz wiederhohlend, was ich sagte: lebet vergnügt im Herrn und in der Hoffnung, die uns gegeben ist. Werdet immer vollkommener; wachset in der Kenntniß Gottes und dessen, was Er zu unserm Heile gethan hat; tröstet Euch mit der Hoffnung des Himmels; Euer Herz bethe ohne Unterlaß. Seyd einig in Grundsätzen und Reden; hütet Euch vor Sünde und Laster; wandelt vor dem Herrn in Demuth; steht fest im Glauben an Jesum Christum, und vertrauet auf Gottes Vorsehung, in dessen Hand Himmel und Erde sind; liebet einander; seyd Kinder des Friedens, auf daß Gott der Liebe und des Friedens mit Euch sey! Gott unser Vater und der Herr Jesus Christus verleihe Euch Wachsthum im Glauben und in der Liebe!"

Bischof Galura

Fürstbischof Bernard Galura

Bischof Bernard Galura blieb bis zu seinem Tod 1856 Fürstbischof von Brixen. Die Verkündigung und Belehrung blieb ihm zeitlebens ein großes Anliegen, das sich in seinen zahlreichen Büchern, wie etwa dem "Lehrbuch der christlichen Wohlgezogenheit: ein Beytrag zur allgemeinen Volksbildung" oder "Die ganze christkatholische Religion in Gesprächen eines Vaters mit seinem Sohne" und seinen Predigten und Katechesen zeigt. Als josefinisch geprägter Theologe versuchte er als Bischof Verständnis und Erklärung der Religion - besonders im Rahmen des Schulwesens - zu fördern. Sein Einsatz für das Schulwesen und die Christenlehre prägte die Diözese Brixen und damit das Generalvikariat Feldkirch ebenso wie den Klerus Vorarlbergs, der in Brixen studierte über weite Strecken des 19. Jahrhunderts. 

Bestand:

AT-ADF 1.5. GE 1.7.3.

AT-BDF 108 006.02