Die Junge Kirche hat mit Hannes Hagen, Intensivkrankenpfleger und Veranstalter des Szene Openair Lustenau, über seinen Beruf gesprochen, wie er ihn als Zivildiener für sich entdeckt hat und warum Krankenpfleger ein hohes Ansehen genießen. Interview: Daniel Furxer

Wie ist es dazu gekommen, dass du Intensivkrankenpfleger geworden bist?

Ich bin in die HTL gegangen aber schon damals war mir klar, dass das mit den Drähten und dem Strom nicht so meines ist. Zu der Zeit habe ich mich schon viel mit Musik beschäftigt, aber Musiker zu werden, war doch ein unsicherer Berufswunsch. Ich dachte mir also, ich will eine solide Ausbildung machen. Ich habe dann mit 20 Jahren den Zivildienst beim Roten Kreuz in Bregenz geleistet und bin dort draufgekommen, dass ich mit Menschen arbeiten will.

Das klingt zwar wie eine Floskel, da ja viele von sich sagen, dass sie mit Menschen arbeiten. Beim Beruf des Krankenpflegers ist es aber doch etwas ganz anderes. Es ist ein komplett anderer Umgang mit Menschen. Hier geht es um Fürsorge, um medizinische Betreuung und um den persönlichen Kontakt zu Menschen. Dazu gehört auch, dass man mit alten Menschen um 2 Uhr in der früh aufs Klo gehen muss oder miterlebt, wie ein Mensch stirbt.

Hattest du während deines Zivildienstes mit Leuten zu tun, die so eine Art Rollenvorbild in der Arbeit mit Menschen für dich waren?

Ja, ich hatte schon während meines Zivildienstes viel mit Intensivkrankenpflegern zu tun und habe so gemerkt, dass es das ist, was ich beruflich tun möchte. Nach der Krankenpflegeausbildung habe ich daher die Sonderausbildung in Intensivmedizin absolviert.

Warum ist es deiner Meinung nach wichtig, dass es männliche Krankenpfleger gibt?

Ein gemischtes Team in Krankenhaus oder Pflegeheim zu haben ist ein großer Vorteil, es bringt ganz neue Qualitäten in die Arbeit. Männer bringen Stabilität in ein Team, auch eine gewisse Ruhe. Damit will ich aber nicht sagen, dass Frauen diese Qualitäten nicht besitzen! Gemischte Teams ergänzen sich einfach gut!
Viele männliche Pfleger haben ursprüngliche eine Ausbildung in einem technischen Bereich gemacht, das ist oft schon hilfreich im Pflegealltag.

Weiters haben Männer einen anderen Zugang zu bestimmten Patientengruppen. So vertrauen sich Männer mit einem bestimmten Krankheitsbild lieber Männern an, so wie das bei Frauen auch der Fall ist, dass sie sich unter bestimmten Umständen lieber Pflegerinnen anvertrauen. Das ist ganz natürlich.

Was sind die Vorteile dieses Berufs?

Viele sind dadurch abgeschreckt, da Krankenpfleger viele Wochenenddienste leisten und auch in der Nacht arbeiten müssen. Krankenpfleger arbeiten sicher zu Zeiten, zu denen andere frei haben. Genau diese Arbeitszeiten schaffen aber auf der anderen Seite sehr viel Flexibilität und Freiräume bei der Freizeitgestaltung. Ich hatte auch oft unter der Woche frei und konnte meine Freizeit ganz anders gestalten als Menschen, die von Montag bis Freitag arbeiten.

So habe ich zum Beispiel in meiner Zeit als Intensivkrankenpfleger meine eigene GmbH gegründet, in der ich jetzt als Musikveranstalter tätig bin. Das heißt jetzt nicht, dass jeder das so machen soll wie ich. Aber es zeigt nur auf, was alles möglich ist.

In diesem Beruf hat man außerdem viel Entwicklungspotenzial, es gibt viele Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung. Man muss natürlich schon darauf achten, dass man einen Ausgleich erlebt, weil der Beruf physisch und psychisch sehr fordernd ist.

Übst du den Beruf immer noch aus?

Ich bin immer noch Intensivkrankenpfleger – wenn auch nicht mehr aktiv. Meine Berufsentscheidung hat sich als vollkommen richtig herausgestellt. Drei bis vier Mal im Monat fahre ich ehrenamtlich Notarzteinsätze. Ich mache diese Arbeit jedoch nicht mehr hauptberuflich, weil die Musik in meinem Leben in den Mittelpunkt gerückt ist.

Was würdest du einem jungen Mann raten, der sich den Beruf als Krankenpfleger vorstellen kann, sich aber noch nicht ganz sicher ist?

Ich würde ihm raten, er soll einfach einmal in den Beruf hineinschnuppern. Der Zivildienst bietet dazu eine perfekte Gelegenheit. Junge Männer sollten keine Hemmungen haben und sich auch etwas zutrauen. Krankenpfleger genießen ein hohes Ansehen und es lohnt sich wirklich, diesen Beruf zu erlernen.

Wie würdest du einen Jugendlichen bestärken, der diesen Beruf unbedingt ergreifen will?

Ich würde ihm sagen, dass die Ausbildung sehr anspruchsvoll ist. Das ist aber auch ein großer Vorteil, da man ein vielseitiges Wissen vermittelt bekommt und vor alle viel praxisbezogen arbeitet. 50 Prozent der Ausbildung findet direkt beim Menschen statt. Aber man muss sich bewusst sein, dass man 100 Prozent bei der Sache sein muss, von ganzem Herzen. Ansonsten wird einem dieser Beruf keinen Spaß machen. Aber ich glaube das ist bei sehr vielen Berufen der Fall. Gerade aber als Krankenpfleger gibst du vollen Einsatz, oder du lässt es gleich ganz bleiben.

Was kann der boysday zum Vorstellen dieser Berufsgruppe beitragen?

Der Boysday ist eine gute Möglichkeit für junge Männer, sich über den Beruf des Krankenpflegers zu informieren. Das sollte man unbedingt nützen. Ich finde die Aktion wirklich sehr wichtig.

Durch den Aktionstag wird der Beruf des Krankenpflegers öffentlich in den Vordergrund gestellt und er bekommt den Stellenwert zugesprochen, den er hat. Ich finde den boysday eine wichtige Aktion, die man unterstützen und weiter ausbauen sollte.