So viele Jugendliche auf einem Haufen hat St. Arbogast wahrscheinlich noch nie gesehen. Über 600 SchülerInnen und LehrerInnen haben das Bildungshaus regelrecht gestürmt, denn sie wollten alle wissen, was denn da jetzt "im Busch ist". Na das Theo-Forum natürlich! Und da ging es auch heuer wieder um Beruf, Berufung und viele spannende Begegnungen - beispielsweise mit dem Bronx-Brother Paulus Tautz, Journalistin Jutta Berger oder Bischof Benno Elbs.

Egal ob man einen der Säle, der Seminarräume, die Kapelle oder die freie Natur "betrat" - sie waren überall: wissensdurstige, interessierte junge Menschen, die "hinter" oder "im" den Busch (nach)schauen wollten. Und genau das war auch das Motto des sechsten Theo-Forums im Bildungshaus St. Arbogast: "Da ist was im Busch".

Herzschlag für Herzschlag

"Wofür schlägt dein Herz?" stellte Organisator Martin Fenkart von der Berufungspastoral der Katholischen Kirche Vorarlberg die entscheidende Frage. Denn meist ist es doch so: Das, was man gerne und mit Herz tut, macht man gut. Das zeigte sich auch bei den Antworten, schließlich erklärte Margaritha Matt von der youngCaritas, ihr Herzensanliegen sei es Jugendlichen soziale Themen näher zu bringen. Kabarettist Markus Linder wäre vielleicht gerne Pfarrer geworden, lässt sein Herz nun aber für sein Publikum schlagen (und spielt stattdessen den Pfarrer im Fernsehen) und Gefängnisseelsorger Anton Pepelnik hat die Gefangenen vor Ort ins Herz geschlossen.

Klick!
"Es muss Klick machen", ist sich auch Paulus Tautz, seines Zeichens Bronx-Brother, sicher, wie das mit der Beruf(ung) ist.  "Oder ich muss das machen, was ich kann, was mir liegt". So ist das auch bei seiner Arbeit mit den Obdachlosen. Der aus Pirna (Sachsen/Deutschland) stammende Deutsche wuchs in einem Industriegebiet auf, das von Umweltproblemen und "Unrecht" geprägt war, beschreibt Paulus Tautz seine Vergangenheit. Mit 14 Jahren lernt er einen Franziskaner kennen und beschließt nach seiner Ausbildung zum Porzellangestalter den gleichen Lebensweg einzuschlagen.

Ein Mönch in der Bronx
1997 besucht er zum ersten Mal Amerika - ein Kulturschock, erklärt der sympathische Franziskanerpater grinsend. Die Mönche, die er hier in New York kennenlernte, leben und arbeiten nämlich nicht in einem wohlhabenden Stadtteil, sondern in der Bronx. Paulus Tautz ist von ihnen so inspiriert, dass er sich im Jahr 2000 zum  Ordenseintritt bei den  „Franciscan Friars of the Renewal“ (Franziskaner der Erneuerung) entschließt. Das Leben in den Bronx ist ein lautes und geprägt von Schießereien, Hubschraubern, Drogensüchtigen, Prostituierten und dem "Betondschungel".  Drogendealer sind "günstiger", wenn sie auf der Straße - sogar vom Hubschrauber aus - von der Polizei erschossen werden, als im Gefängnis. Ohne Ohropax ist an Schlaf überhaupt nicht zu denken.

Graue Kutten und lange Bärte
Das Leben in der Bronx, das Paulus Tautz schildert, ist ein gewalttätiges. Dennoch oder gerade deshalb arbeiten die Ordensmänner hier. Die graue Kutte und langen Bärte, die sie tragen, schützen sie vor Angriffen und machen sie zur Ansprechperson für viele Menschen mit Problemen. Die Burnout- Quote unter den Ordensmännern ist hoch - deshalb müssen sie jeweils für zwei Tage pro Monat die Bronx verlassen und 1 1/2 Stunden entfernt im Grünen schweigen und beten. Auch die Aufnahmekriterien sind hoch - von 40 Kandidaten werden schlußendlich nur zehn genommen. Paulus Tautz ist einer von ihnen. Das, was er in Amerika gelernt hat, wendet er auch in Deutschland an - ein aktiver Zugang auf die Jugendlichen, mit Musik arbeiten und viel pastorale Arbeit.

Viele Möglichkeiten
Der Werdegang von Paulus Tautz ist ein möglicher Lebensentwurf. Dass es aber ganz viele andere Möglichkeiten gibt, zeigten die verschiedenen Ateliers und Talks, die das Theo- Forum zu dem machen, was es ist: erfolgreich und bei den Jugendlichen äußerst beliebt. Wo hat man schließlich schon mal die Möglichkeit mit Pastoralamtsleiter Walter Schmolly darüber zu diskutieren, was denn nun mit dem Islam los ist. Oder mit Winfried Löffler vom Institut für Christliche Philosophie zu klären, warum Gott das alles bitteschön zulässt. Oder über die eigene Zukunft in Form eines Berufungscoachings nachzudenken. Oder vielleicht wäre ein Freiwilliges soziales Jahr, ein Sozialeinsatz oder der Beruf in einer Sozialeinrichtung das richtige?

Jesus der Abenteurer

Und dann gibt es da noch viele Menschen, die erzählen, wie sie zu ihren (Traum)job gekommen sind. Jutta Berger vom Standard, deren Sinn für Gerechtigkeit sie zur Politikerin und Journalistin werden ließ - und bei der immer die Würde des Menschen im Mittelpunkt steht. Paulus Tauz, der meint, dass Jesus wohl ein Abenteurer ist, ihn in die Bronx zu schicken und der in Jesus die Antwort auf alle Fragen sieht. Bischof Benno Elbs, den die Frage leitet: Wo würde Jesus hingehen?Und der gerne Mutter Teresa zitiert: "Achte darauf, dass jeder, dem du begegnest, nach der Begegnung mit dir glücklicher ist".

Alles dabei
Schnell wird beim Theo-Forum klar: Beim Beruf geht es nicht nur ums Geldverdienen. Es geht um Sinn. Um Freude. Ums Weiterlernen. Um Talente und Fähigkeiten. Und irgendwie auch um Begegnungen. „Das wichtigste beim THEO-Forum ist uns die persönliche Begegnung untereinander und die vielen Gespräche, die in lockerer Atmosphäre stattfinden", erklärt Organisatorin Elisabeth Fenkart von der Berufungspastoral der Katholischen Kirche Vorarlberg. Dazu gehört auch gemeinsam mit ORF-Moderator Christian Suter biblisch zu kochen (und zu essen), mit Physiotherapeut Martin Rinderer über Vitalcoaching zu sprechen oder zu lernen wie man sich richtig bewirbt. Eine Allround-Veranstaltung quasi.

von Simone Rinner