Nikolausschulung der „Jungen Kirche“

Wie bedeutsam die Nikolauserfahrung für das spätere Gottesbild junger Menschen ist, erklärte Mag. Hanspeter Sutterlüty vor über 40 Nikolausdarstellern. 

„Liebe Nikoläuse, ihr seit schon früher vom Himmel herabgestiegen, weil ihr schon alles wisst“, mit diesen Worten begrüßte der Bregenzerwälder Religionspädagoge und Theologe Hanspeter Sutterlüty die anwesenden Nikolausdarsteller, um gleich hinzuzufügen, dass es sich bei dieser Anrede um drei Lügen handle. Weder seien die anwesenden Darsteller selbst Nikoläuse und vom Himmel herabgestiegen, noch wüssten sie alles. Wichtig war Sutterlüty, dass solche dreisten Lügen durch Wahrheiten oder wenigstens Halbwahrheiten ersetzt werden. 

Mystisch und geheimnisvoll. Die Niko-lausdarsteller will Sutterlüty dazu befähigen, das Missionarische und Heilige im Nikolausspiel in der „Hauskirche“ hervorzukehren. Die religiösen Bräuche sollen wohlwollend, mystisch und geheimnisvoll gepflegt werden. Es gibt allerdings auch eine negative Seite der Bräuche, wenn mit Tilmann Moser in dessen Standardwerk „Gottesvergiftung“ Gott von den Menschen als einer gesehen wird, der alles hört, alles sieht und die Gedanken liest, wenn Gott als eine „Normkrankheit“ gesehen wird. Sutterlüty  macht als Religionspädagoge die Erfahrung, dass erstaunlich viele Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren ihr Gottesbild unbewusst von der Erfahrung des Nikolaus her definieren. Umso wichtiger ist es, dass dieser Nikolaus positiv aufbauend und möglichst wahrheitsgetreu agiert.

Liebe und Beschenken. Der Nikolaus soll einer sein, durch den die Liebe Gottes in die Welt scheint, ein Mensch, durch den Gott erfahrbar wird. Er überbringe die Grundbotschaft des Evangeliums, und als von Gott Geliebter und Beschenkter soll er Liebe und Beschenken in die Häuser tragen.
Hanspeter Sutterlüty gab den Nikolausdarstellern auch ganz praktische Tipps mit auf den Weg. Der Nikolaus ist demnach kein Wundermann, kein himmlischer Polizist, kein Sekretär Gottes, kein Gerichtsvollzieher und kein Alleswisser nach dem Motto „Ich habe alles gesehen ...!“ Der Nikolaus soll nicht wie eine kosmische Himmelsfigur, sondern besser wie ein echter Bischof in Erscheinung treten.
Im anschließenden Erfahrungsaustausch der Nikolausdarsteller wurde so etwas wie eine solidarische Nikolaus-Community erfahrbar. Nach dem Motto „Wie macht ihr das?“ wurden Nikolaus-Szenen nacherzählt. Eine schlimme Erfahrung für das Kind kann es sein, wenn der Nikolaus als Erziehungsgehilfe der Eltern den Schnuller des Kindes mitnehme. Generell sollen die Nikolausdarsteller bei der Anrede der Kinder das Positive betonen und den Kindern Mut machen.

Wolfgang Ölz