Christoph Simma, Volksschullehrer an der VS Rankweil-Markt, spricht über seinen abwechslungsreichen Beruf, über die Erfahrungen mit Kindern und über die Tatsache, dass Volksschullehrer früher eine Männerdomäne war. Interview: Daniel Furxer

Was war deine Motivation, diesen Beruf zu ergreifen?

Ich hatte die Gelegenheit, besondere Pädagogen in meiner Schullaufbahn kennenzulernen. Ich bin von Lehrern unterrichtet worden, die mir Orientierung gegeben haben und die auch Vorbilder waren. Außerdem bin ich in einer Lehrerfamilie groß geworden. Ich habe meinen Vater glücklich in seiner Arbeit erlebt.

Wann wusstest du, dass du VS-Lehrer werden willst?

Das kam ganz spontan, als ich 18 Jahre war und ins Musikgymnasium ging.

Was reizt dich an deinem Beruf?

Natürlich die Arbeit mit den Kindern, die Abwechslung und die Herausforderung. Ich finde es wichtig, mit den Kindern förderliche Wege zu gehen, achtsam ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und zu schauen, wie wir als Schule dem entsprechen. Das heißt für mich auch, das wir uns als Institution Schule überlegen, ob wir eine Mittags- oder Nachmittagsbetreuung anbieten sollen oder auch einen Schultyp vorschlagen, der in Richtung Ganztagsschule geht.

Warum sind Männer wichtig in diesem Beruf?

Ich glaube, das ist kulturbedingt. Das Männliche, das Väterliche ist genauso wichtig wie das Weibliche, das Mütterliche. Männer kommunizieren anders mit Kindern als Frauen. Kinder brauchen daher den männlichen Part genauso wie sie den weiblichen Part brauchen. Beide Elemente sind für eine gesunde Ganzheit nötig. Kinder suchen zum Beispiel die Rivalität und jemanden, mit dem sie raufen können. Mit welchen Anliegen gehe ich zur Mama, mit welchen gehe ich zum Papa? Bei den Rollenbildern ist es in etwa gleich.

Können Volksschullehrer die Rolle des Vaters ersetzen?

Nein, das glaube ich nicht. Väter haben eine viel umfassendere Rolle, ich würde das gar nicht ersetzten wollen. Volksschullehrer sind aber wichtige männliche Bezugspersonen für Kinder. Auch wenn die Kinder zu Hause einen Vater haben, wollen sie auch von Männern unterrichtet werden.

Ist Volkschullehrer ein typisch weiblicher Beruf?

Es ist interessant, dass dieser Beruf bis in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts eine ausgesprochene Männerdomäne war, da gab es nur Männer als Lehrmeister. Erst ab 1940 durften auch Frauen diesen Beruf ergreifen, dies aber nur mit einigen Auflagen. Die Ansicht, das können nur Frauen, stimmt also so nicht.

Was würdest du einem jungen Mann sagen, der Volksschullehrer werden will?

Ich würde ihm raten, mit einem Lehrer zu reden, diesen mit allen Fragen zu löchern und einen Tag mal in eine Klasse schnuppern zu gehen. Er soll mit Liebe und Hingabe an die Sache herausgehen, denn es ist mehr als nur ein Job. Der boysday bietet dazu eine gute Gelegenheit, da er ein niederschwelliges Angebot ist, bei dem junge Männer unverbindlich den Beruf kennenlernen können.

Du hast bereits letztes Jahr Jugendliche beim boysday Aktionstag in deiner Klasse betreut. Was waren deine Erfahrungen?

Ich hatte den Eindruck, dass es den Jungs getaugt hat. Das bestätigen auch die Rückmeldungen der Eltern. Sie haben alles sehr genau beobachtet und waren sehr interessiert bei der Sache. Wichtig wäre vielleicht noch eine Reflexion nach dem Tag, damit der Lehrer und der Jugendliche nochmals den ganzen Tag anschauen können.