Am 22. Juni 2017 fand die konstituierende Sitzung des Seelsorgeraumrates statt. In den vergangenen Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für den Religionsunterricht in den Schulen sehr verändert. Es gibt Umwälzungen in der Ausbildung der ReligionslehrerInnen, wie auch bei der Anzahl der Religionsstunden. Aus diesem Grund stand die erste Sitzung ganz unter dem Titel: Religionsunterricht im Umbruch – Folgen für die Pastoral in Dornbirn. Als Referentin war die Fachinspektorin der APS/BS Frau Maria Lang zu Gast.

Lebensräume gestalten – Glaubensräume öffnen

Die Schule ist ein wesentlicher Lebensbereich für Menschen, in dem nicht nur Wissensvermittlung, sondern auch soziales Lernen in Gemeinschaft stattfindet.

Die Pädagogen müssen immer mehr Erziehungsarbeit leisten und die jungen Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen begleiten und fördern, weil Eltern zunehmend weniger Zeit und Energie haben und nicht zuletzt  wegen der Komplexität unserer Gesellschaft überfordert sind.

Bei vielen jungen Menschen kann man die Grundlagen des Christentums nicht mehr voraus setzen. Wir brauchen wieder „Elementarübungen“ christlichen Lebens und Glaubens.  Wir müssen Kindern und Jugendlichen über den Unterricht hinaus Angebote der Bildung, des Spiels, des Feierns, der Kommunikation, der Kultur- und Wertevermittlung machen.

Die Schule ist ein Ort des Lernens – nicht der einzige, aber ein wichtiger. Der Kern des schulischen Geschehens sind die Kinder, die Jugendlichen und die Lehrpersonen. Das Lernen und Lehren steht daher im Zentrum von „Schulqualität Allgemeinbildung“ (SQA), ein Entwicklungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung (BMB). Beides – Lernen und Lehren – wird dabei in einem sehr umfassenden Sinn verstanden.

Mit Lernen sind der fachliche und überfachliche Kompetenzerwerb von Schülerinnen und Schülern, sowie die Entwicklung ihrer Persönlichkeit, ihres Sozialverhaltens und ihrer Sprachkompetenz gemeint. 

Lehren spannt einen weiten Bogen von Lernorganisation und Lernbe-gleitung und führt hin zur Individualisierung im Unterrichtsverlauf.

Gleichzeitig ist die Umsetzung der Grundschulreform, die im November 2015 vom BMB beschlossen wurde, in der Umsetzungsphase an den Volksschulen. Es geht um die Verbesserung der Chancengleichheit beim Bildungszugang, um die Ausweitung der Sprachförderung, um die schulautonome Entscheidungsmöglichkeit im Bereich der Beurteilungs-formen und im Bereich der Schul- und Unterrichtsorganisation.

Veränderungen - Herausforderungen

Im Rahmen der Schulautonomie kann die jeweilige Schule entscheiden, ob die Klassen der Grundschule nach Schulstufen getrennt oder  jahrgangsübergreifend gebildet werden. Dies bedeutet eine Veränderung der pfarrlichen Erstkommunionvorbereitung, sowohl organisatorisch als auch inhaltlich. Neue Konzepte, die die Lebenssituation der Menschen berücksichtigen, die eine Glaubensentwicklung ermöglichen, die lebensnah und verständlich sind, sind gefordert.

In den Seelsorgeräumen bzw. Pfarrverbänden wird es die „eine Lösung“ nicht geben. Die Forderung nach differenzierten Konzepten in der Erstkommunionvorbereitung unter veränderten Bedingungen erscheint den einen als Überforderung, den anderen als spannende Herausforderung und Notwendigkeit, um Familien und bewahrenswerten Gemeindetraditionen gerecht zu werden.  

Der Lern- und Leistungsbegriff ist in den letzten Jahren verändert und um entscheidende Aspekte erweitert worden. Das altbekannte Modell der Ziffernnoten wird von vielen Schulen durch alternative Modelle der Leistungsfeststellung und -beurteilung abgelöst. Im Fach katholische Religion brauchen wir für  die Leistungsbewertung und Notengebung einen weiteren Blick, denn gerade im Religionsunterricht wird die Einzigartigkeit jedes Menschen, noch vor aller Leistung, betont.

In der Handreichung „Lernen sichtbar machen“ der KPH Edith Stein, Feldkirch, zur LehrerInnenfortbildung ist dieser „neue Blick - neue Weg“ folgendermaßen beschrieben:

Kinder

auf ihrem Entwicklungsweg begleiten. Von ihnen lernen, wie die Welt und Gott auch noch zu verstehen wären. An ihren Folgen und den Antworten, die sie finden, wachsen.

Mit Kindern

die wunderbaren und manchmal überraschenden Geschichten der Bibel entdecken und jeden Tag weiterlernen und weiterwachsen. Jedes Jahr von neuem die Botschaft des Kirchenjahres entdecken und mich gemeinsam mit ihnen hineinnehmen lassen in das Heilsame, das uns entgegenkommt. Den Alltag gestalten, Feste feiern, Rituale erleben. Stille erfahren, Trauer spüren, Freude wahrnehmen und gemeinsam singen, jauchzen, lachen, tanzen, loben, danken.

Als Religionslehrer/in

helfen dürfen, die Lust am Lernen zu entdecken und wachzuhalten. Eigene Vorstellungen, Gedanken und Ideen als Angebot zur Verfügung stellen. Wahrnehmungen versprachlichen und den Kindern gute Worte zusprechen.

Mich als Religionslehrer/in

getragen und begleitet fühlen, auch wenn es schwierig wird.

 

Ein Beitrag von

Dipl.Päd. Maria Lang,

Fachinspektorin für kath. Religion an allgemeinen Pflichtschulen