Der Christkönigsonntag mit der Rede vom Weltgericht fordert uns heraus. Wie bestehe ich vor Gott?

„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…“, träumt Reinhard Mey in seinem vielleicht bekanntesten Lied.

Die Botschaft vom in Jesus menschgewordenen Gott,

  • der durch die Welt zieht und die Menschen um sich schart,
  • der das Evangelium der Liebe und Barmherzigkeit verkündet,
  • der uns so mit hineinnimmt in die Vision einer himmlischen Wirklichkeit,

sie lässt uns einen Blick in die Weite werfen, über die Wolken unseres beschränkten Horizonts hinaus, in eine Welt, wo die Freiheit wirklich grenzenlos sein muss.

Das Evangelium (Mt 25, 31-46), das am Christkönigsonntag gelesen wird, reißt uns aus unseren Träumen heraus. Ein Evangelium, das man am liebsten links liegen lassen würde. Die Rede vom Gericht bringt Ernüchterung mit sich. Da scheidet einer Schafe und Böcke, Gute und Böse. Wie kann ich da bestehen?

„In den Pfützen schwimmt Benzin, schillernd wie ein Regenbogen!“, dichtet Reinhard Mey in der letzten Strophe seines Liedes. Der Regenbogen, das uralte Zeichen, das den Bund Gottes mit uns Menschen symbolisiert. Aber dieser Bogen steht hier nicht in den Wolken, er zeichnet sich ab in den dreckigen Pfützen, ganz unten, auf dem Boden. Dort, wo ich den Kranken aus dem Evangelium begegne, den Fremden und Gefangenen, auf dem Boden, auf dem ich meinen Alltag lebe – dort schillert dieser Bogen, das Symbol der Anwesenheit Gottes.

Der graue Alltag, vor dem ich gerne davonlaufe, wird zum Ort, an dem ich im anderen Gott begegne. Und ich spüre: Das scheinbar so schreckliche Evangelium will mir helfen. Vor Gott bestehe ich nicht dadurch, dass ich aus dieser Welt ausziehe, einem fernen Jenseits mich entgegensehne oder nur intensive Frömmigkeitsübungen unternehme.
Diesem Gott gegenüber bestehe ich, indem ich meiner Verantwortung für den anderen gerecht werde. Es lohnt sich, das Leben heute zu leben – mit all seinen Herausforderungen und Begegnungen. Hier ereignet sich Begegnung mit Gott.

Diakon Gerold Hinteregger
(nach einer Idee von Diakon Arthur Springfeld)

Wie das in unserem Leben aussehen kann?

  • Stellen wir uns doch einfach die Frage: Wer braucht mich? Wofür, wozu und warum?
  • Bin ich für diesen Menschen da? Oder habe ich tausend Ausreden?
  • Ist meine erste Frage: Was habe ich davon? Was bringt mir das?
  • Oder macht es mich glücklich, gebraucht zu werden, gefragt zu sein, die Erfahrung zu machen, dass mir jemand zutraut, ihm/ihr helfen zu können?